Die 60er Jahre waren vom Traum des „Space-Ages“ geprägt. Kein Wunder, dass nicht nur die Mode, sondern auch das Automobil-Design von dieser Welle erfasst wurden. Besonders auffällig waren die Designs der Italienischen Karosseriefirma Ghia, wie zum Beispiel der 1956 Simca Special, der Chrysler Crown Imperial von 1960, der Chrysler TurboFlite von 1961 oder auch der Plymouth Asimmetrica. Die Fahrzeuge wirkten immer mehr wie Flugzeuge oder Raketen. Meistens wurden nur die Prototypen gebaut und es kam nicht zur Serienproduktion, aber das Publikum durfte die Fahrzeuge mit Begeisterung auf den Automobilausstellungen bestaunen.
1963 stellte Ghia den Ghia G230 S-Prototypen auf dem Turiner Automobilsalon vor. Nachdem Ghia erfolgreich für US-amerikanische und einige italienische Kunden designt und produziert hatte, wollte der damalige Vorstand der Firma, Luigi Segre, ein eigenes Fahrzeug bauen. Die Aufträge für US-amerikanische Firmen gingen zu diesem Zeitpunkt zurück.
Ausgangspunkt war die Plattform des Fiat 2300 S. Aber Segre wollte für den Ghia G230 S nur die besten Komponenten verbauen. Die formschöne Karosserie wurde unter der Leitung des Chefdesigners Sergio Sartorelli kreiert, der bereits den legendären VW Karmann Ghia entworfen hatte.
1956 wechselte Sergio Sartorelli zu Ghia und arbeitete als Designer. Er war für die kleineren Projekte, darunter einige Nutzfahrzeuge, die auf dem Fiat 600 Multipla und 1100 basierten, zuständig. Mit sein bekanntestes Werk war das Strandauto „Jolly“ .
Sartorelli entwarf auch einige Luxusfahrzeuge auf der Basis von Mercedes-Benz, Cadillac Eldorado und Chrysler 400 – vor allem für arabische Kunden, die diese Umbauten hauptsächlich für die Jagd verwendeten.
1957 verließ Design-Direktor Giovanni Savonuzzi Ghia, um direkt für Chrysler zu arbeiten. Savonuzzi hatte einen großen Einfluss auf die Designs aus dem Hause Ghia. Luigi Segre, Ghias Geschäftsführer und Eigner, musste mit dem Mangel an Designern und dem beständigen Bedarf wegen der steigenden Produktionskapazität eine Lösung finden. Eine Lösung für beide Probleme war die Übernahme der Carrozzeria Frua mit ihren neuen Fabrikhallen in der Via Agostino da Montefeltro 7 in Turin. Pietro Frua bot er die Position des Leiters der Designabteilung an. Die Zusammenarbeit war aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über die Entwicklung des Renault Floride sehr kurzlebig, aber zumindest erhielt Segre die moderne und effiziente Fabrik.
In der Zwischenzeit arbeitete Sartorelli an den wenigen Fuori-Serien, die sie direkt unter ihrer eigenen Marke, dem Fiat 1100 Coupé und der Giardinetta, vermarkteten, und arbeitete an anderen Projekten – nicht alle tatsächlich gebaut – für einige Autohersteller, wie zum Beispiel Studien zur Neugestaltung des Renault 4 und 8, dem Volkswagen “Beetle”, einer Porsche-Limousine und anderen Designs für Volvo und Warszawa.
Für den Ghia G230 S war das Chassis von grundlegender Bedeutung. Daher wandte sich Ghia an “Gilco”, ein Unternehmen, das unter anderem Chassis für Ferrari entworfen und gebaut hatte. Gilberto Colombo, Ingenieur bei Gilco, entwarf einen Gitterrohrrahmen, der auf dem Prinzip des glorreichen Maserati Birdcage basiert.
Der Motor, die Scheibenbremsen, das Getriebe und die Achsaufhängungen von Fiat wurden von Abarth getunt und verbessert. Ghias Absicht war es, die beiden Unternehmen Abarth und Fiat später in die Serienproduktion miteinzubeziehen.
Es wurden zwei Prototypen des Ghia G230 S gebaut. Ein Modell wurde 1963 erstmals auf dem Turiner Automobilsalon gezeigt. Die Resonanz des Publikums und der Presse war durchaus positiv, doch zur Serienproduktion kam es nie. Heute existiert nur noch der grüne Prototyp. Luigi Segre starb Anfang 1963 unerwartet und Sergio Sartorelli verließ das Unternehmen bald darauf.
Fotos: ©Ghia
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