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Luca Napolitano feiert den 115. Geburtstag von Lancia

by Valery Reuter

Im ersten Teil von „Elegance on the Move“ stand das Gespräch mit Jean-Pierre Ploué, Stellantis Chief Design Officer und Leiter Design Lancia im Mittelpunkt. In der zweiten Folge der Dokumentation über die 115-jährige Historie von Lancia dreht sich alles um die Entwicklung des Markenlogos und die Herkunft der Modellnamen. Dieses Thema wird behandelt von Luca Napolitano, CEO Lancia, und Roberto Giolito, Leiter Heritage Alfa Romeo, Fiat, Lancia und Abarth.

„Lancia ist eine Marke mit einer Identität, die bereits in den Anfängen der Marke entstand und seit 115 Jahren unverändert geblieben ist“, erklärt Luca Napolitano im Video. „Diese starke Identität manifestiert sich in dem eleganten, unverwechselbaren Markenlogo und den Namen zahlreicher ikonischer Modelle, von den Millionen von Fans träumen. Diese Modellnamen sind inspiriert vom griechischen Alphabet und von den Staatsstraßen des alten Roms. Ein solches Erbe können nur wenige Automarken vorweisen. Wir bewahren dieses Erbe und lassen uns gleichzeitig für die Zukunft der Marke Lancia inspirieren.“

Die Evolution eines eleganten und einzigartigen Logos
Die Historie und die Identität von Lancia müssen auch unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung des Markenlogos betrachtet werden. Dieses weist zwei grundlegende Elemente auf: das Lenkrad eines Automobils und eine Lanze.

1907: Lancia, die Marke mit dem großen L im Namen
Das erste Logo von Lancia wird 1907 enthüllt, es ist sehr einfach und auf das Wesentliche reduziert. Der Name Lancia steht in weißen Großbuchstaben auf einem dunklen und rechteckigen Hintergrund. Das „L“ ist deutlich größer und leicht versetzt, ein Stilelement, das das Markenlogo über Jahrzehnte prägen wird. Die Schrift ist klar mit kleinen Häkchen, den sogenannten Serifen, an den Enden der Buchstaben. Im selben Jahr wird auch eine geschwungene Variante des Logos präsentiert, die das Wort Lancia in goldener Kursivschrift zeigt und parallel zum ersten Logo verwendet wird. Diese elegantere Version passt ideal zum Stil der ersten Automodelle des ein Jahr zuvor gegründeten Turiner Automobilherstellers und zur Ästhetik der Zeit, die vom Jugendstil dominiert wird.

1911: Zeichnungen von Graf Carlo Biscaretti di Ruffia
Angesichts seines zunehmenden Erfolges wünscht sich Firmengründer Vincenzo Lancia ein aussagekräftigeres Logo für seine Kreationen. Ein Markenzeichen, das jeder auf den ersten Blick erkennen kann und das die Werte und den innovativen Geist der Automodelle von Lancia verkörpert. Mit dieser Aufgabe betraut Lancia im Jahr 1911 einen guten Freund. Graf Carlo Biscaretti di Ruffia ist nicht nur erfolgreicher Illustrator und Werbezeichner. Er ist außerdem ein großer Autofan und Gründer des Turiner nationalen Automobilmuseums (Museo Nazionale dell’Automobile).

„Biscaretti di Ruffia fertigte von Hand fünf verschiedene Skizzen an, die er mit Aquarellfarben kolorierte”, erläutert Roberto Giolito. „Vincenzo Lancia wählte darunter die Zeichnung aus, die für ihn die Philosophie seiner Marke am besten repräsentierte und typische Elemente eines Automobils enthielt: ein Vier-Speichen-Lenkrad, Handgas, eine rechteckige Flagge an einer Fahnenstange in Form einer Lanze. Biscaretti di Ruffia konzentrierte sich auf einige wenige Elemente, die alle gut ausgearbeitet waren und an denen im Laufe der Zeit festgehalten wurde.“ Dieses neue Logo kam ab 1922 zum Einsatz.

1929: Lanze und Schild ergeben ein elegantes Symbol
Im Jahr 1929 ändert Lancia erneut die Form seines Markenzeichens. Das Lenkrad ist jetzt auf dem Hintergrund eines dreieckigen Schilds platziert. Dieses Stilelement ist bis heute erhalten. Biscaretti di Ruffia, der wiederum für den Entwurf verantwortlich ist, stilisiert außerdem einige Gestaltungselemente des Logos stärker. Zudem entscheidet er sich für drei Grundfarben: Blau für das Schild, die Flagge und die Lanze; Weiß für Hintergrund und Lenkrad; Gold für die Rahmen und vor allem der Schriftzug LANCIA.

1957: Das Logo wird radikal modernisiert
Als 1957 das Modell Flaminia präsentiert wird, erhält es ein neues Markenzeichen. Die Zeit ist reif für ein radikales Restyling in einem schlankeren Stil. Das neue Logo ist reduzierter, edel und elegant. Das Schild und das Lenkrad sind nur noch stilisiert durch klare, geometrische Formen. Auch die Farbgebung wird deutlich zurückgenommen, nur noch Blau und Silber werden verwendet. Zwei charakteristische Designmerkmale blieben jedoch erhalten: die Lanze, an der eine Flagge befestigt ist, sowie der Schriftzug LANCIA, weiterhin in Großbuchstaben und mit größerem, versetzten Buchstaben L.

1981: Eine Brücke in die Vergangenheit
Im Jahr 1969, als Lancia von der Fiat Gruppe übernommen wird, erfährt das Markenzeichen eine weitere tiefgreifende Überarbeitung. Das ursprüngliche rechteckige Logo von 1907 kehrt zurück, allerdings in modernisierter Form. Das erste Modell mit dem neuen Markenzeichen ist der Lancia Beta von 1972. Im Jahr 1981 findet eine weitere Evolution des Logos statt, die erneut eine Brücke zur Vergangenheit schlägt. Designer Massimo Vignelli nimmt die Version von 1929 als Ausgangspunkt und kombiniert alle Elemente, die in früheren Logos verwendet wurden. Schild, Speer, Lenkrad und Flagge werden stark stilisiert, als Farben kommen lediglich Blau und Weiß zum Einsatz. Zum ersten Mal wird das L auf die gleiche Größe wie die anderen Buchstaben gebracht.

2007: Ein neues Logo für das neue Jahrtausend
Die großen Veränderungen, die Anfang des 21. Jahrhunderts bei Lancia stattfinden, betreffen auch das Logo. 2007 wird das Markenzeichen erneut stilistisch überarbeitet, einige der für die DNA der Marke typischsten Elemente werden allerdings beibehalten. Dies gilt besonders für die Farbe Blau, die dunkler und glänzender wird. Das Schild im Hintergrund ist stärker konturiert. Das Lenkrad wird im Zeichen des Minimalismus komplett überarbeitet, wobei die vier Speichen in zwei Spitzen oberhalb und unterhalb des Wortes LANCIA umgewandelt werden. Die Lanze und die Flagge mit dem Logo entfallen ganz.

Griechisch-Römischer Klassizismus in den Modellnamen
Ähnlich faszinierend wie die Entwicklung des Logos von Lancia ist die Geschichte der Modellnamen. Sie sind vom unschätzbaren kulturellen Erbe der antiken Zivilisationen Roms und Griechenlands inspiriert.

Von Pferdestärken zu Buchstaben des griechischen Alphabets
Wie bei vielen anderen Marken auch, sind in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die Modellnamen bei Lancia Ausdruck der Motorleistung, im internationalen Gebrauch angegeben mit HP als Abkürzung für den englischen Begriff horse power. So kommen Lancia 12 HP, Lancia 18/24 HP, Lancia 20/30 HP und Lancia 25/35 HP zu ihren Bezeichnungen.

Im Jahr 1919 hat Vincenzo Lancia eine Inspiration, mit der die Nomenklatur seiner Automobile eine neue Richtung einschlägt. Lancia will seinen Kreationen eine noch stärkere Identität verleihen. Auf Anregung seines Bruders Giovanni, einem Gelehrten der klassischen Philologie, kennzeichnet er fortan seine Autos mit Buchstaben des griechischen Alphabets. Der erste ist 1919 der Lancia Kappa. Eine revolutionäre Idee, die auch dazu führt, dass Lancia alle bis dato produzierten Modelle rückwirkend umbenennt. Aus dem 12 HP wird der Alpha und so fort über Beta (1909), Gamma (1910) und Delta (1911) bis hin zum Lambda, der 1922 zunächst auf dem Pariser und dann auf dem Londoner Autosalon vorgestellt wird.

Zur gleichen Zeit beginnt Lancia, die Vorsilben Di- und Tri- als Kennzeichnung für vom ursprünglichen Modell abgeleitete Versionen zu verwenden. Sie kennzeichnen grundlegende Weiterentwicklungen oder kleinere Verbesserungen. Der letzte Lancia, der mit einem griechischen Buchstaben benannt wird, ist der Dilambda, dessen Prototyp 1929 auf der New York Motor Show enthüllt wird.

1930er Jahre: Namen nach Orten im alten Rom
Zur gleichen Zeit ändert Vincenzo Lancia erneut seine Nomenklatur. Statt dem griechischen Alphabet zollt er jetzt dem alten Rom Tribut und benennt die Fahrzeugmodelle nach historischen Orten. Die ersten sind Lancia Artena und Lancia Astura, gefolgt von den Modellen Augusta, Aprilia und Ardea.

Um seine Autos in Frankreich besser vermarkten zu können, gründet Vincenzo Lancia 1931 die Firma Lancia Automobiles und gibt seinen Autos für Frankreich französische Namen: Lancia Belna – eigentlich Augusta – und Lancia Ardennes – eigentlich Aprilia – werden auf dem Pariser Autosalon vorgestellt. Ihnen eilt ein derart guter Ruf voraus, dass der Legende nach Henry Ford sich auf dem Pariser Autosalon 1936 einschließen lässt, um den Lancia Aprilia in Ruhe aus der Nähe zu betrachten. Was natürlich zum Streit mit den Wachleuten führt. „Die Aprilia ist das einzige Auto auf der Messe, wegen dem es sich lohnt, eine solche Szene zu riskieren“, soll der US-amerikanische Automobil-Magnat entgegnet haben.

1950er Jahre: Hommage an die Staatsstraßen des alten Roms
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernimmt Gianni Lancia, Sohn des 1937 verstorbenen Vincenzo Lancia, die Leitung des Unternehmens. Er beschließt eine weitere Änderung in der Namensgebung. Die Hommage an das alte Rom wird zwar fortgesetzt, konzentriert sich jetzt aber auf berühmte Staatsstraßen. Diese Strategie setzt Lancia um bei den Modellen Aurelia, Appia, Flaminia, Flavia und Fulvia.

Von der Lancia Flaminia bestellt der italienische Präsident vier Sondermodelle, die als offizielle Fahrzeuge beim Staatsbesuch der britischen Königin Elizabeth II. im Jahr 1961 eingesetzt werden. Und einer Tradition der ehemaligen päpstlichen Stallungen folgend, der Scuderie del Quirinale, wird jedes Exemplar nach einem Vollblutpferd benannt: Belfiore, Belmonte, Belvedere und Belsito.

1970er Jahre bis heute: Rückkehr zum griechischen Alphabet
Die Fiat Gruppe übernimmt Lancia im Herbst 1969 und eröffnet damit eine neue Ära für die Marke. Äußere Anzeichen sind auch die Rückkehr zum traditionellen Markenzeichen und die Benennung der Fahrzeugmodell nach den Buchstaben des griechischen Alphabets. Den Anfang macht 1972 der Lancia Beta, gefolgt 1976 vom Lancia Gamma und 1979 vom Lancia Delta. Die Tradition der klassischen Namen wird dann mit dem Lancia Prisma (1982) und dem Flaggschiff Lancia Thema (1984) fortgesetzt, sie zieht sich über Lancia Thesis (2002) und Lancia Phedra (2002) bis zum Lancia Delta der dritten Generation im Jahr 2008. Der neue Lancia Ypsilon tritt 2020 das Erbe eines Bestsellers an, der in seiner 35-jährigen Geschichte über vier Generationen und 35 Sonderserien immer zeitgemäß bleibt und sich mit über drei Millionen verkauften Einheiten als modisches Stadtauto etabliert.

Die starke Identität der Marke Lancia besteht aus ihrem eleganten, unverwechselbaren Logo und aus den ikonischen Namen ihrer Automodelle. Ein reiches Erbe, aus dem man Inspiration schöpfen kann, um ein neues Kapitel in der Geschichte von Lancia zu schreiben, seit 1906 eine der beliebtesten und am meisten bewunderten Automarken der Welt.
Und die Geschichte wird fortgesetzt …

Fotos: ©Stellantis

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