Porsche hat in Le Mans Momente für die Ewigkeit geschrieben. Das Porsche Museum widmet sich in den kommenden Monaten intensiv dem Heritage-Leitthema „Die Erfolgsgeschichte von Porsche in Le Mans“. In der ersten Folge sprach Gastgeber Timo Bernhard mit Fritz Enzinger, Leiter Motorsport bei Porsche.
Startpunkt der Serie „Die Erfolgsgeschichte von Porsche in Le Mans“ ist das Jahr 1951, in dem Porsche mit dem 356 SL den ersten Klassensieg einfährt. Dem Triumph mit dem Leichtmetall-Coupé folgen weitere 107 Klassen- und 19 Gesamtsiege. 70 Jahre später startet mit „Porsche Moments“ nun eine neue Serie, die sich in sechs Episoden dem ruhmreichen Kapitel widmet. Medial, international und am Standort in Zuffenhausen würdigt das Team die vielen historisch bedeutsamen Momente in Le Mans. „Im neuen Format ‚Porsche Moments‘ beleuchten wir besondere Augenblicke aus unserer Vergangenheit, in denen wir – aus heutiger Sicht – Unternehmens-, Produkt- oder Renngeschichte geschrieben haben. Wir stellen diese Momente mit Zeitzeugen möglichst authentisch nach und laden unsere Fans über unsere Social-Media-Kanäle ein, diese besonderen ‚Porsche Moments‘ noch einmal mitzuerleben“, sagt Achim Stejskal, Leiter Porsche Heritage und Museum. Als Gastgeber führt Le-Mans-Sieger und Langstrecken-Weltmeister Timo Bernhard durch die insgesamt sechs Folgen. In Zuffenhausen und Weissach trifft er spannende Zeitzeugen auf vier Rädern und zwei Beinen.
Für die erste Folge von „Porsche Moments“ lud sich Timo Bernhard einen Wegbegleiter ein, den er selbst seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hat: Fritz Enzinger, Leiter Motorsport bei Porsche. Enzinger führte die Marke zu drei Gesamtsiegen in Le Mans. Das Wiedersehen vor dem historischen Backsteinbau des Werk 1 gleicht dem Treffen zweier Freunde – es ist, als hätten die beiden den Mythos Le Mans nach Zuffenhausen gebracht. „Vertrauen und Freundschaft sind wichtig für den Erfolg im Rennsport“, erklärt Enzinger als er aus dem 356 SL steigt. „SL“ steht für Super Leicht, das Coupé wiegt dank Aluminiumkarosserie nur 680 Kilogramm. Knapp 120 Kilogramm weniger als die ab November 1949 bei Reutter in Stuttgart gefertigten 356-Coupés mit Stahlkarosserie. „Wilhelm Hild aus der Porsche-Werksmannschaft gab dem 356 SL den Spitznamen Alubüchsle“, verrät Enzinger und lacht. Intern trägt das Fahrzeug die Bezeichnung „Typ 514 Porsche Sport für Le Mans 1951“.
Ab 1948 baut Porsche im österreichischen Gmünd in Kärnten 44 Coupés vom Typ 356/2. Elf weitere Rohkarosserien ziehen mit nach Stuttgart und werden teilweise später dort aufgebaut. Das Fahrzeug in der ersten Folge von „Porsche Moments“ ist der historische Pate des Klassensiegers, 1952 fertiggestellt, ein Jahr später als der originale Siegerwagen mit der Nummer 46. „Das muss man sich einmal vorstellen, ein Fahrzeug mit weniger als 50 PS fährt 2.840,65 Kilometer in Le Mans mit einem Schnitt von 118,36 km/h. Im Jahr 1951! Zuvor reist es auf Achse an und fährt nach dem Rennen auf Landstraßen wieder zurück nach Zuffenhausen“, sagt Enzinger. Pilotiert wurde das Siegerfahrzeug vom französischen Porsche-Importeur Auguste Veuillet und seinem Landsmann Edmond Mouche, zwei Fahrer für ein 24-Stunden-Rennen, damals gang und gäbe.
Das Treffen von Bernhard und Enzinger vor der Backsteinmauer im Werk 1 steht symbolisch für den Weg von Porsche in Zuffenhausen zum ersten Klassensieg in Le Mans. Ursprünglich startete das Team am Reutter-Gebäude. „Heutzutage ist es unvorstellbar mit den Wettbewerbsfahrzeugen auf Achse nach Le Mans zu fahren“, erzählt Bernhard über die abenteuerliche elfstündige Anreise am 16. Juni 1951. „Morgens um 7:15 Uhr war Abfahrt, Ferry Porsche verabschiedete die Mannschaft“, sagt Enzinger und zeigt historische Fotos und Einträge über diesen Moment im Tagebuch des damaligen Chefkonstrukteurs Karl Rabe. Ein Jahr zuvor überzeugten Rennfahrer Veuillet und Charles Faroux, Renndirektor der 24 Stunden von Le Mans, Ferdinand und Ferry Porsche beim Pariser Autosalon überhaupt erst von einer Teilnahme in Le Mans.
„Le Mans ist einfach ein magischer Ort“
Der Weg zum ersten Klassensieg am 24. Juni 1951 erwies sich als lang, bis zum Rennen waren bereits zwei der drei Wettbewerbs- und Trainingsfahrzeuge verunfallt. Alle Hoffnung lag auf dem verbliebenen Leichtgewicht und dem leistungsgesteigerten 46 PS-starken Vierzylinder Boxermotor. „Wenn man mit Porsche in Le Mans gewinnt, dann bringt das ein ganzes Unternehmen in Bewegung“, erinnert sich Enzinger. „Das war beim ersten Klassensieg sicher nicht anders als heute. Le Mans ist einfach ein magischer Ort.“
Als seinen schönsten Porsche Moment in Frankreich nennt Enzinger den Sieg im Jahr 2015: „Wir dominierten vom ersten freien Training an, ein unbeschreibliches Gefühl. Der Spannungsbogen erreichte bei der Zieldurchfahrt seinen Höhepunkt.“ Timo Bernhards persönlicher Porsche Moment ist der Gesamtsieg aus dem Jahr 2017. „Drei Jahre in Folge zu gewinnen ist nur mit dem besten Team möglich. Wir waren Leute aus 21 verschiedenen Nationen – und verfolgten alle dasselbe Ziel.“ Apropos dasselbe: Fritz Enzinger quartierte sich ab dem Jahr 2014 immer im selben Hotelzimmer ein, 424, Tradition, die beruhigt. Ebenfalls Tradition für Porsche ist der Technologietransfer vom Motorsport in die Serie. Das ist heute noch so und war nie anders. „Rennstrecken sind Entwicklungslabore für Technologien der Marke. Innovative Lösungen müssen sich bei Porsche unter härtesten Bedingungen bewähren, erst dann landen sie im Straßenfahrzeug“, sagt Bernhard. „Bei der Rückfahrt, als der Motor des 356 SL eingefahren war, hatte der Porsche laut Erzählungen etwa 4 PS mehr“, erzählt der 40-Jährige.
Um die Erfolgsgeschichte von Porsche in Le Mans weltweit zu würdigen, veranstaltet der Sportwagenhersteller zusätzlich zu den „Porsche Moments“ eine Roadshow von Juni 2021 bis voraussichtlich Januar 2022. Geplant ist der Stopp an 14 Stationen in zehn Ländern, unter anderem in Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien, den USA, China, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Deutschland. Porsche-Enthusiasten dürfen sich auf statische und dynamische Auftritte von mehr als 20 originalen Siegerfahrzeugen aus der historischen Sammlung freuen. In allen Porsche Experience Centern weltweit wird es – passend zur Roadshow – sogenannte „Heritage Corners“ geben, die sich der Vertiefung der Geschichte widmen. Außerdem sind vereinzelt Classic Car Events geplant, beispielsweise auf der Monterey Car Week in Kalifornien. Je nach Pandemielage ist auch der Einsatz von damaligen Fahrern live oder virtuell möglich, die den Porsche-Fans und Motorsportbegeisterten einen Einblick in aufregende Erlebnisse gewähren werden.
Den ersten „Porsche Moment“ mit Timo Bernhard und Fritz Enzinger postete das Porsche Museum auf Instagram @porsche.museum am 16. Juni 2021. Anschließend folgen fünf weitere Episoden jeden Mittwoch, denn das Format „Porsche Moments“ geht in Weissach weiter. Dort trifft Timo Bernhard Protagonisten und Zeitzeugen wie Norbert Singer, Walter Röhrl und Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck. Außerdem gibt es folgende Modelle zu sehen: 917 KH (1971), 936/81 und 924 GTP (1981), 962 (1987), 911 GT1 (1998) sowie 919 Hybrid (2017). Die Roadshow wird sehr intensiv auf den Social-Media-Kanälen des Unternehmens begleitet, die den ein oder anderen besonderen Einblick ermöglichen.
Hinter der gläsernen Trennwand, die den Blick auf die Werkstatt im Porsche Museum freigibt, können Interessierte ebenfalls „Die Erfolgsgeschichte von Porsche in Le Mans“ verfolgen. Dort macht die Roadshow Halt und es gibt sechs Le-Mans-Klassen- und Gesamtsieger zu sehen.
Fotos: ©Porsche
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