Home News2021 Bugatti Heritage – ein Jahr der Rekorde

Bugatti Heritage – ein Jahr der Rekorde

by Valery Reuter

Historische Bugatti-Fahrzeuge steigen weiter im Wert. Gleich fünf automobile Meisterwerke aus Molsheim belegten die ersten fünf Plätze bei den wertvollsten Fahrzeugen, die auf internationalen Auktionen im Jahr 2020 versteigert wurden. Trotz Pandemie brachen historische Bugattis bei den Auktionshäusern Bonhams und Gooding & Company Rekorde: Noch nie dominierte ein Hersteller die ersten fünf Plätze bei den teuersten versteigerten Automobilen.

Fahrzeuge von Bugatti sind seit jeher exklusiv. Doch mit ihrem Alter steigt auch ihr Wert, wie eine Analyse von Classic Analytics, einem Unternehmen zur internationalen Marktanalyse und Bewertung von Oldtimern weltweit, zeigt. „Bugattis aus der Ära von Ettore und Jean Bugatti, speziell im Originalzustand und mit Rennhistorie, gehören seit jeher zu den teuersten Oldtimern am Markt. Dieser Trend hat sich trotz des generell nachlassenden Interesses an Vorkriegsfahrzeugen gehalten und sogar gesteigert“, sagt Frank Wilke, Geschäftsführer von Classic Analytics. Classic Analytics gehört zur Hagerty Group, dem größten Oldtimer-Dienstleister der USA. Basis der Top Ten ist eine interne Auktionsdatenbank, bei der sämtliche internationale Oldtimer-Auktionen eines Jahres beobachtet und ausgewertet werden.

„Die aktuelle Situation hat zwar den Auktionsmarkt verändert, von Präsenz-Auktion hin zu Online-Auktionen. Doch die Preise für exklusive, klassische Fahrzeuge bleiben auch weiterhin stabil auf einem hohen Niveau“, sagt Frank Wilke. „Jedes historische Bugatti-Fahrzeug ist einzigartig. Typen, die zwischen 1920 und bis Ende der 1930er-Jahre gebaut wurden, setzten Maßstäbe sowohl im Bereich Leistung als auch Design. Die diesjährigen versteigerten Fahrzeuge waren aber in Bezug auf Historie und Originalität ganz besonders“, erklärt Wilke.

Das vergangene Jahr hat uns sicherlich vor einige Herausforderungen gestellt, es hat aber auch neue Möglichkeiten eröffnet, unsere Verbindung mit der automobilen Gemeinschaft und Enthusiasten rund um den Globus aufrechtzuerhalten“, so David Gooding, Gooding & Company President and Founder. „Bei unserer ersten jemals in Großbritannien abgehaltenen Auktion konnten wir 2020 viele neue Rekorde aufstellen, darunter der Verkauf des teuersten Bugatti, der jemals bei einer öffentlichen Auktion ersteigert wurde und der Verkauf der beiden wertvollsten Lots des Jahres 2020: ein 1934er Bugatti Type 59 Sports und ein 1937er Bugatti Type 57S Atalante.“

Wir fühlen uns geehrt und sind stolz, mit diesen beiden außergewöhnlichen historischen Meisterwerken aus Molsheim betraut worden zu sein“, sagt James Knight, Chairman der Bonhams Group Motoring. „Bei beiden Fahrzeugen handelt es sich um zwei außergewöhnliche Type 55S – bei dem einen um ein spezielles Coachbuilt-Cabriolet von Figoni, bei dem anderen um einen wahrhaftig kunstfertigen Super Sport Roadster von Jean Bugatti. Erwartungsgemäß zogen beide Automobile zahlreiche Bieter an. Es hat uns auch nicht überrascht, dass die beiden Type 55 nicht nur als wertvollste Fahrzeuge in ihren jeweiligen Auktionen ausgezeichnet wurden, sondern auch die höchsten Auktionsergebnisse insgesamt sowohl während der Rétromobile 2020 als auch der 2020 Amelia Car Week.“

Bugatti Type 59 Sports (Chassis 57248)
Für 12,681 Millionen US-Dollar wurde bei Gooding & Company im September 2020 in London ein Bugatti Type 59 Sports von 1934 mit der Chassis-Nummer 57248 versteigert. Damit zählt er zu den teuersten Bugattis, die jemals bei einer öffentlichen Auktion unter den Hammer kamen. Der Bugatti Type 59 Sports entstand als Rennwagen für das Bugatti-Grand-Prix-Werksteam und gewann beim Großen Preis von Belgien in Spa. Später belegte der Rennwagen den dritten Platz beim Grand Prix von Monaco. Am Steuer saßen einige der berühmtesten und erfolgreichsten Bugatti-Rennfahrer, darunter Robert Benoist, Louis Chiron, René Dreyfus, Achille Varzi und Jean-Pierre Wimille. Nach der erfolgreichen Rennsaison baute Bugatti den Type 59 zum Sportwagen um. 1937 kaufte König Leopold von Belgien den Bugatti. Noch heute befindet sich das Fahrzeug in unrestauriertem Originalzustand. Als Antrieb dient ein Achtzylinder-Reihenmotor mit 3,3 Litern Hubraum und Kompressor. Die Leistung lag bei etwa 250 PS, andere Motorvarianten kamen beim bis 1936 gebauten Type 59 auf bis zu 380 PS.

Bugatti Type 57S Atalante (Chassis 57502)
10,44 Millionen Euro zahlte der Käufer für einen seltenen und begehrenswerten Type 57S Atalante von 1937 mit der Chassis-Nummer 57502 bei der Versteigerung in London von Gooding & Company. Es ist ein besonderes Modell: 1937 kaufte es der britische Rennfahrer und Bugatti-Liebhaber Earl Howe. Der Bugatti Type 57S Atalante ist eines von nur 17 Fahrzeugen, die Jean Bugatti mit seiner sensationellen Atalante-Karosserie ausstattete. Als Antrieb dient ein aufgeladener 3,3 Liter großer Achtzylinder, der beim Type 57S bis zu 175 PS leistet.

Bugatti Type 55 Super Sport Roadster (Chassis 55220)
7,1 Millionen Dollar brachte ein Bugatti Type 55 Super Sport Roadster von 1932 mit einer von Jean Bugatti entworfenen Werkskarosserie bei der Amelia Island Auktion von Bonhams im März 2020 ein. Bugatti produzierte bis 1935 insgesamt nur 38 Fahrgestelle vom Type 55 Super Sport. Elf der 14 gebauten Roadster-Karosserie von Jean Bugatti ausgestatteten Fahrzeuge existieren heute noch. Victor Rothschild, der spätere dritte Baron Rothschild, kaufte den Type 55 als Neuwagen und behielt ihn für viele Jahrzehnte in seiner Sammlung. 1985 erwarb der Bostoner Professor Dean S. Edmonds Jr. diesen Bugatti mit der Chassis-Nummer 55220 für 440.000 britische Pfund. Damit war es damals das teuerste Automobil, das je in Großbritannien verkauft wurde. In Edmonds Besitz wurde der Bugatti restauriert und gewann 1993 in Pebble Beach den ersten Platz in seiner Klasse.

Bugatti Type 35C (Chassis 4871)
5,23 Millionen Dollar Zuschlagpreis fielen bei einer Versteigerung in London bei Gooding & Company auf einen Bugatti Type 35C Grand Prix von 1928 – Modellrekord beim Type 35. Dieses Fahrzeug mit der Chassis-Nummer 4871 entstand ursprünglich für die Targa Florio 1928. Die erste private Besitzerin Jannine Jennky, eine französischen Rennfahrerin, fuhr damit zum Gesamtsieg beim ersten Coupe de Bourgogne in Dijon. Nach 1932 ging das heute über 90 Jahre alte Fahrzeug nur durch vier Hände. Es befindet sich in unrestauriertem Originalzustand. Bis 1930 stellte Bugatti den Type 35C her, als Antrieb dient ein Achtzylinder-Reihenmotor mit zwei Liter Hubraum. Mit Hilfe eines Roots-Kompressors leistet das Triebwerk 125 PS, was vor über 90 Jahren eine Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h möglich machte.

Bugatti Type 55 Super Sport (Chassis 55221)
5,07 Millionen Dollar zahlte ein Bugatti-Enthusiast für einen Type 55 von 1931 vergangenen Februar in Paris. Damit war das Fahrzeug mit der Chassis-Nummer 55221 das teuerste Auto, das auf einer der Auktionen der Rétromobile 2020 verkauft wurde. Ein ganz besonderes Fahrzeug: Louis Chiron und Graf Guy Bouriat-Quintart als Beifahrer steuerten den Werksrennwagen 1932 bei den 24 Stunden von Le Mans. Der spätere Besitzer ließ eine einzigartige Figoni-Karosserie um das Fahrgestell bauen. Mit dieser Karosserie blieb der Type 55 über 60 Jahre in Familienbesitz. Sein 2,3-Liter-Achtzylinder mit Aufladung leistet rund 160 PS.

Die in 2020 erzielten Preise überraschen Experten nicht. Als wertvollster Wagen aller Zeiten gilt ohnehin ein Bugatti. Vom Type 57 SC Atlantic entstanden zwischen 1936 und 1938 nur vier Exemplare, drei von ihnen existieren auch nach über 80 Jahren noch. Der vierte Bugatti Type 57 SC Atlantic gilt als das automobile Bernsteinzimmer und ist bis heute verschollen. Würde er gefunden, läge sein spekulativer Wert wohl noch deutlich höher.

Fotos: ©Bugatti

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