Jeder Volkswagen besitzt eine Geschichte, aber nicht jeder hat eine so große historische Bedeutung wie der Volkswagen Fridolin. Ursprünglich als Typ 147 Kleinlieferwagen bekannt, ist der seltsam hohe Wagen heute ein seltenes Sammlerauto. Doch einst war er ein alltäglicher Anblick auf deutschen und Schweizer Straßen – als Zeichen dafür, dass die Post auf dem Weg war.
Anfang der 1960er Jahre beauftragte die Deutsche Bundespost Volkswagen mit dem Bau eines maßgeschneiderten Fahrzeugs für den Transport von Post und Paketen. Zuvor hatte sich die Behörde für das Goggomobil interessiert, einen Miniatur-Geländewagen, der damals sehr beliebt war, aber nach einem Testlauf beschloss sie, nach einer größeren, zuverlässigeren und effizienteren Alternative zu suchen.
Die Postbehörde wandte sich an Volkswagen mit einer Liste spezifischer Abmessungen und Fähigkeiten für ihr offizielles Postfahrzeug. Zu den Anforderungen gehörten eine große Ladekapazität, eine Nutzlast von mindestens 750 Pfund und zwei seitliche Schiebetüren für einen leichteren Zugang.
Um die Anforderungen zu erfüllen, bot VW einen maßgeschneiderten Prototyp an, der Teile aus mehreren bestehenden luftgekühlten Volkswagen Modellen enthielt: den Motor und das Getriebe aus dem Käfer, das Fahrgestell aus dem Karmann Ghia, hintere Karosserieelemente aus dem Microbus Typ 2 sowie Scheinwerferbaugruppen und das Verdeckdesign aus einem Typ 3 Notchback.
Mit einem Gewicht von über einer Tonne war die Post mit diesem benutzerfreundlichen Transporter zufrieden, und er ging 1964 bei den Westfalia-Werken in Produktion. Bis zur Einstellung der Produktion im Jahr 1974 wurden mehr als 6.000 Modelle gebaut.
Beeindruckt von dem Fahrzeug, bestellte die Schweizer Post etwas mehr als 1.000 Transporter für den Einsatz bei der Post, allerdings nicht ohne einige Modifikationen. Die Schweizer Version des Fridolin hatte eine andere Innenausstattung, zusätzliche Fenster, einen größeren Motor, vordere Scheibenbremsen und Außenspiegel an den vorderen Kotflügeln, um eine bessere Sicht zu gewährleisten.
Obwohl der Fridolin ein Jahrzehnt lang in staatlichem Besitz war und betrieben wurde, ist der Ursprung seines Spitznamens unbekannt. Ein Gerücht besagt, dass der Name “Fridolin” von einem Volkswagen-Mitarbeiter stammt, der liebevoll ausrief, der Wagen sähe aus wie ein Kollege mit diesem Nachnamen. Ein anderes Gerücht besagt, dass der Name an ein deutsches Wort für einen kleinen Jungen oder ein Kind angelehnt ist.
Da Postfahrzeuge ein hartes Leben führten und nicht oft als erhaltenswert angesehen wurden, gibt es nur noch weniger als 200 dieser Modelle. Das hat sie zu begehrten Sammlerobjekten gemacht, und selbst Fridolins, die einst als Schrott galten, wurden restauriert und fahrbereit gemacht.
Der Fridolin war ungewöhnlich, aber in gewisser Weise war seine extreme Nützlichkeit ein Vorbote der heutigen Minivans und SUVs.
Fotos: © Volkswagen
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