Zum 50. Mal jährt sich dieser Tage der Motorrad-Weltmeistertitel von Hermann Paul Müller auf NSU. Müller, der auf den Kampfnamen „Renntiger“ hörte, gewann 1955 die Weltmeisterschaft in der 250 ccm Klasse als damals erster Privatfahrer. Der Mann, der, nicht nur auf dem Zweirad, über 200 Siege einfuhr, gehört zu den deutschen Rennsportlern, denen der zweite Weltkrieg die ganz große Karriere verhinderte.
1935 war der 1909 in Bielefeld zur Welt gekommene H.P. Müller im sächsischen Zschopau eingetroffen, um für DKW Versuchs- und Werksfahrer bei der Auto Union AG zu werden. Schon auf dem Motorrad kam Müller zu Deutschen Meister-Ehren, ehe er 1937 in den Rennwagen wechselte und zu einem der Helden der legendären Kompressor-Ära aufstieg. Neben Bernd Rosemeyer noch zusammen im DKW-Motorradteam groß geworden, war Müller im Auto Union Silberpfeil mittelfristig als Rosemeyers Nachfolger vorgesehen, nachdem der Held dieser Tage 1938 tödlich verunglückte. H.P. Müller gewann 1939 den Großen Preis von Frankreich und lag in dieser Grand Prix Europameisterschafts-Saison, dem Vorläufer der heutigen Formel 1 Weltmeisterschaft, in Führung, als der Krieg ausbrach. Tragisch für H.P. Müller: Rennen fanden keine mehr statt und die nationalsozialistische Führung ernannte den Europameister für 1939 – Hermann Lang von Mercedes Benz. Lang hatte mehr Rennen gewonnen, H.P. Müller sich als der große Sportsmann, als den man ihn kannte, nie darüber beklagt.
Als der Krieg zu Ende war, musste H.P. Müller, auch wirtschaftlich, bei Null beginnen. Mit einer Rennmaschine nahm er wieder an Motorradmeisterschaften als Privatfahrer teil und gewann bis zu seiner letzten Saison sieben deutsche Meistertitel in jeder einzelnen Klasse. Mittlerweile wieder Werksfahrer bei NSU schien das Karriereende 1954 besiegelt. Nach dem Rennunfalltod von Rupert Hollaus zogen sich die Neckarsulmer Weltmeister aus dem Motorsport zurück und boten ihren Werksfahrern sogenannte Production-Racer, verbesserte Straßenmaschinen, an. Müller, bald 46 Jahre alt, ließ sich auf das Risiko nochmals ein und fuhr die Weltmeisterschaft 1955 privat auf einer 250 ccm Sportmax. Der begnadete Mechaniker und Tüftler schrieb daraufhin ein Stück Motorsportgeschichte: Als erster Privatfahrer wurde H.P. Müller Weltmeister. Nach 26 Rennfahrerjahren trat der „Renntiger“ auf dem Höhepunkt der Karriere ab. Ein Paukenschlag sollte indes noch folgen: 1956 nominierte ihn NSU für Weltrekordfahrten auf einem Salzsee im amerikanischen Bundesstaat Utah. Hermann Paul Müller stellte hierbei 38 neue Weltrekorde auf. Am 30. Dezember 1975 starb er, gerade 66 Jahre alt geworden, in Ingolstadt, wo er auch begraben liegt.
Das Audi Markenzeichen der Vier Ringe symbolisiert die Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer, die in der Auto Union zusammengefasst wurden. Auto Union und NSU, die 1969 fusionierten, prägten die Entwicklung des Automobils maßgeblich. 1985 entstand aus der Audi NSU Auto Union AG die AUDI AG. Die Audi Tradition pflegt und präsentiert zusammen mit den beiden Traditionsgesellschaften Auto Union GmbH und NSU GmbH die umfangreiche und weitverzweigte Audi Historie.
Foto: ©Audi
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