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Silver Ghost – Autolegende zur Auktion

by Valery Reuter

Der Silver Ghost – ein Auto, gebaut für die Ewigkeit. Der Erfolg des Wagens fußte auch an der meisterhaften Vermarktung von Rolls-Royce – der Silver Ghost wurde fast 20 Jahre lang produziert.

Henry Royces Liebe zum Detail sorgte dafür, dass er dort, wo ein gewisses Maß an Bauqualität notwendig war, damit ein Auto funktionierte, diese Anforderung bei weitem überbot. Man braucht nur einen Blick auf den Motor oder die Hinterachse zu werfen, die jeweils mit so vielen Schrauben zusammengehalten werden, dass es unmöglich schien, dass sie sich jemals lösen. Und in der Tat war dies oft der Fall! Und wo bei manchen Autos eine einzige Zündanlage ausreicht, hat der Rolls natürlich Magnetzünder und Spule. Der gesamte Wagen wurde nach dem Prinzip “Gürtel und Hosenträger” gleichzeitig aufgebaut.

Auch der Motor ist ein Kunstwerk für sich. Die Mischung aus Aluminium-Kurbelgehäuse, Kupfer- und Messingrohren, Messing- und Aluminiumgussteilen und komplizierten Steuerrohren ist so schön, dass manche sogar erhalten und restauriert wurden, als die dazugehörigen Fahrzeuge schon verschrottet wurden. Einige schmücken heute in dieser Form Sammlungen. Und die Geräuschlosigkeit des silbern lackierten Testwagens der Firma brachte dem 40/50-PS-Modell den Titel “Ghost” ein.

Wo andere Hersteller mit Produkten ähnlicher Qualität ins Stocken gerieten, verkaufte sich das Modell dank des Marketinggenies von Claude Johnson gut. Der Einsatz von Rolls-Royce bei Zuverlässigkeitsveranstaltungen wie dem Scottish Trial von 1907, den sie gewannen, brachte der Marke enorme Aufmerksamkeit, und angesichts dieser Nachfrage wurde die Produktion entsprechend hochgefahren. Von da an wuchs die Produktion dramatisch und der Ruf als bestes Auto der Welt wurde zu Recht besiegelt. Dies setzte sich mit Siegen bei den Alpenfahrten 1913 und 1914 fort. Auch nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Modell noch sechs Jahre lang weiter produziert.

Wäre der Krieg nicht gewesen, würde man vielleicht häufiger einen Silver Ghost aus dieser Epoche finden, der noch die Karosserie hat, mit der er ausgeliefert wurde. Aber viele wurden in dieser Zeit umfunktioniert oder zerstört, sodass sie außergewöhnlich selten sind.

Die Marke Rolls-Royce wurde unbestritten mit der Qualität, der Raffinesse und der Widerstandsfähigkeit des Silver Ghost begründet. In ähnlicher Weise stand Barker immer in der ersten Reihe, wenn es um Karosserien ging.

Der Wagen zur Auktion

In seinem Werk “The Silver Ghost, A Supernatural Car” listet Jonathan Harley lediglich 21 Überlebende aus den “einstelligen” Jahren der Silver Ghost-Produktion auf und von diesen haben nur sehr wenige ihre Originalkarosserie behalten. In dieser Hinsicht ist dieser Silver Ghost, Chassis 1120, eine perfekte Momentaufnahme der frühen Produktionswagen und wird mit einer halboffenen Landaulette-Karosserie von keinem Geringeren als Barker selbst geliefert. Es ist der drittälteste Silver Ghost, der seine Originalkarosserie behalten hat.

Der Wagen ist nicht nur für das Alter seiner Produktionsserie selten, sondern gilt längst als einer der originalsten, die aus dieser Zeit überlebt haben. Dass der Wagen in diesem erhalten geblieben ist, ist zum größten Teil der Tatsache geschuldet, dass der Ghost aufgrund seines ursprünglichen Auslieferungszustandes sicher auf dem amerikanischen Kontinent stationiert war, während die Schauplätze beider Weltkriege in Europa lagen.

Die historischen Details: Nach einer Probefahrt im Juli 1909 wurde er von Mrs. Cawthra Elliot aus Toronto, Kanada, neu bestellt. Ein Blick in die Werksunterlagen, die im Fasal & Goodman-Werk The Edwardian Roll-Royce aufgelistet sind, legt nahe, dass dies erst der zweite Silver Ghost gewesen sein könnte, der nach Kanada kam, wobei der Wagen davor nicht mehr erhalten ist. Damit ist das hier angebotene Exemplar das älteste in Kanada ausgelieferte Auto, das noch existiert.

Frau Cawthra Elliot behielt den Silver Ghost noch lange. Es ist bekannt, dass er in den 1920er Jahren eine Neulackierung von blau auf grün erhielt. Irgendwann wurde seine Aufhängung mit Westinghouse-Säulen-Stoßdämpfern verbessert, blieb aber ansonsten unangetastet.

In den späten 1930er Jahren entdeckte der Autosammler D. Cameron Peck aus Chicago den Wagen bei der Familie Cawthra Elliott und erwarb ihn für seine Kollektion. Er behielt den Wagen bis 1952, als er sich aus gesundheitlichen Gründen von diesem und einer Reihe anderer Autos trennte. So ging der Silver Ghost an Atwater Kent verkauft. Mr. Kent behielt den Ghost noch ein paar Jahre und verkaufte ihn dann an das Pennsylvania State Museum, wo er die nächsten 40 Jahre zusammen mit einer Reihe anderer historischer Automobile zu sehen war.

Diese Autosammlung wurde 1996 bei einer Auktion in Pebble Beach verkauft, wobei Chassis #1120 an den Rolls-Royce-Sammler Millard Newman ging. Noch im selben Jahr wurde er an den jetzigen Besitzer verkauft.

Im Laufe der letzten 25 Jahre wurde dieser Silver Ghost gehegt und gepflegt. Eine sorgfältige Erneuerung des Landaulette-Verdecks wurde vorgenommen und die Lederarbeiten im Innenraum aufgefrischt. Auch der Anachronismus der Stoßdämpfer wurde korrigiert. Mit diesen Details passt #1120 zu den beiden existierenden zeitgenössischen Bildern des Wagens, die wahrscheinlich seine Abreise von Barker im Jahr 1909 zeigen.

Der Silver Ghost wird am 20. Mai von Bonhams im Rahmen der Amelia Island Auktion zum Kauf angeboten.

1909 Rolls-Royce 40/50HP Silver Ghost Open Drive Landaulette
Karosserie von Barker & Co. Coachbuilders
Chassis No. 1120
Notor No. 1120
7.428ccm L-Kopf-Reihen-6-Zylinder-Motor
50 PS bei 1.500 U/min
3-Gang-Schaltgetriebe
4-Rad-Blattfederaufhängung
Hintere Trommelbremsen

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