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Oldtimer als Kulturgut

by tmueller

Viele Superlativen kann die Auktion „Klassische Fahrzeuge“ am 29. August 2020 im Dorotheum Wien-Vösendorf ihr Eigen nennen. Eine Sensation dabei ist das älteste noch fahrbereite und in Österreich ausgelieferte Automobil des Landes, ein Peugeot Type 26 aus dem Jahr 1900. Es stammt aus der Sammlung einer außergewöhnlichen Persönlichkeit, des Tiroler Orientforschers und Wissenschafters Dr. Max Reisch (1912 – 1985). Bereits in den 1950er Jahren hatte er als einer der Ersten den Wert eines alten Automobils als Kulturgut erkannt. Und zu sammeln und restaurieren begonnen. Wie eben auch jenen Peugeot. Ebenso den einzigen bekannten überlebenden Austro-Adler von 1912 sowie einen weitgehend im Originalzustand befindlichen Tatra 12 aus 1930. Alle drei Raritäten werden im Rahmen der Auktion angeboten (Schätzwert Peugeot € 60.000 – 80.000, Austro-Adler € 50.000 – 70.000, Tatra € 12.000 – 18.000)

Max Reisch: Ein Leben als Reisender
In der jetzigen, von der Familie Reisch verantworteten Sammlung Reisch, verbleiben die Expeditionsmodelle, mit denen der reiselustige Automobil-Aficionado die Welt bereiste. Der in Bozen und Kufstein Aufgewachsene brach als 17-Jähriger auf einem Puch-Motorrad zur Zwölf-Pässe-Fahrt auf, per Motorrad ging es 1932 nach Nordafrika und ein Jahr später über Aleppo und Teheran über Delhi nach Bombay. Mit einem extra für ihn angefertigten Steyr 100 schaffte der Abenteurer 1935/36 gar eine Weltumrundung per Auto.  Bis in die 1960er Jahre bereiste Max Reisch mit seiner Frau Christiane den Nahen und Fernen Osten.

Drei Traumautos
Seit 1953 war der Peugeot Type 26, einer von nur 419 gebauten, im Besitz von Max Reisch. Bis heute trägt dieses außergewöhnliche Stück Zeitgeschichte die Bezeichnung B 393 aufgemalt, es ist das Kennzeichen. Ab 1906 wurden in Österreich Kennzeichen eingeführt – das B stand für das Bundesland Niederösterreich. Für den Bezirk St. Pölten, Wohnort von Erstbesitzer Franz Pittner, einem Hotelier und Landtagsabgeordneten, war der Nummernkreis 391 bis 410 reserviert.

Ein rares Relikt aus der Frühzeit der österreichischen Automobilgeschichte stellt der 1951 von Max Reisch erworbene 1912 Austro-Adler 14/17 P.S. dar. Heinrich Kleyer, umtriebiger Gründer der deutschen Adlerwerke 1895, dehnte seinen Markt mit seinen erfolgreichen Automobilen in der damaligen k. u. k. Monarchie aus. Bereits 1908 annoncierte er mit „Österr. Adlerwerke“, deren Adressen nicht mehr als Verkaufslokale waren. Später entstand in Wien ein Montagewerk, um die unliebsamen Zollschranken zu umgehen. Die dort montierten Adler hießen im Volksmund entsprechend Austro-Adler. Der in der Auktion angebotene Wagen ist der einzige bekannte überlebende Austro-Adler!

Der 1959 von Max Reisch angekaufte Tatra 12 aus 1930 verband Reischs Frau Christiane mit ihrer Kindheit in Nordböhmen, das sie nach 1945 zurücklassen musste. Mit dem Auto wollte er ihr ein Stück Heimat zurückkaufen.

120 Jahre Automobilgeschichte
Insgesamt versammeln sich 120 Jahre Automobilgeschichte in einer Auktion: Vom besagten Peugeot Type 26 aus 1900 über den Ferrari-roten 1973 Dino 246 GTS bis zum exklusivsten Mercedes-Rennwagen für Hobbyrennfahrer, dem 2008 Mercedes-Benz SLR McLaren 722 GT.

Fotos: ©Dorotheum

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