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Mille Miglia 2020

by Kay MacKenneth

Wahrscheinlich gab es in der langen Geschichte der Mille Miglia nie eine, die unter derart schwierigen Umständen durchgeführt wurde. Die einen werden das Ereignis mit Kopfschütteln betrachten, als schier unverantwortliches Wagnis – die anderen als Fortführung einer Tradition mit der Freude im Herzen, endlich wieder Oldtimer auf die Piste zu bringen. Sicher ist, dass es eine Mille Miglia war, wie man sie noch nicht erlebt hat. In den meisten Oldtimern saßen die Fahrer mit Mundschutz, es wurde durch die Veranstalter Fieber gemessen und an den Straßen gab es 2020  keine jubelnden Menschenmengen, die die historischen Helden der Straßen begrüßten, keine Stempelpunkte und in den Orten nur zwingende Pausen. Ab und an wagten sich einzelne Zuschauer an die Route, wer konnte, zog den Logenplatz aus den eigenen vier Wänden dem direkten Kontakt vor. Ziel der Mille Miglia, der „schönsten Rallye der Welt“ war aber dennoch wie immer, das präzise Erreichen der vorgegebenen Fahrzeiten für die einzelnen Etappen.

Schon am Tag vor dem Start fiel die sonst prächtige Aufstellung im Zentrum von Brescia Corona zum Opfer. Die teilnehmenden Fahrzeuge fuhren direkt von der Technischen Abnahme zum Mille Miglia Museum und von dort aus über die Startrampe auf die Tour.

Insgesamt starteten 356 Fahrzeuge nach der offiziellen Kontrolle auf der Piazza in Richtung Desenzano und fuhren dann in Richtung Sirmione, zum Parco Giardino Sigurt von Valeggio sul Mincio, Mantua. Ferrara, Comacchio und Ravenna lagen auf dem Weg bevor der Tross am Abend Cervia-Milano Marittima erreichte.

Der Wettbewerb zwischen den Crews begann am Morgen des zweiten Tages. Die ersten Fahrzeuge fuhren um 6:10 Uhr von Cervia-Milano Marittima in den Nebel. Schon wenige Kilometer später durchquerten sie Cesenatico, Gambettola und erreichten San Marino mit den ersten Sonnenstrahlen. In Urbino leuchtete der blaue Himmel und fast hätte man sich ein bisschen wie früher gefühlt. Weiter ging die Tour über Parco delle Cesane, Macerata, Fermo, Montotto und Offida.

Der Sicherheit wurde große Aufmerksamkeit gewidmet, wie der 1000 Miglia-Präsident ​​Franco Gussalli Beretta beteuerte: “Die Mille Miglia war schon immer eine wichtige Visitenkarte für Italien und alle Provinzen, die wir durchqueren. Wir wollten dies deutlich klarstellen.” Um unnötige Kontakte zu vermeiden, hielten die Fahrzeuge in diesem Jahre nicht an Stempelkontrollstationen an, sondern wurden bei der Durchfahrt der Stationen überwacht.

Auf der zweiten Etappe waren die alt bekannten Profis Andrea und Roberto Vesco die Favoriten, die mit ihrem Alfa Romeo 6C 1750 SS Zagato BJ.1929 unterwegs waren. Sie standen mit 13.779 Punkten an der Spitze der Klassifizierung der ersten Etappe. “Wir sind sehr kämpferisch und an der Spitze, wir hoffen, die Position zu halten”, erklärten die beiden Fahrer. Das Duo aus Gianmario Fontanella und Anna Maria Covelli an Bord eines Lancia Lambda Casaro VII Serie von 1927 folgte ihnen mit 39 Punkten. Auf dem dritten Platz mit 13.691 Punkten befand sich die Besatzung aus Sergio Sisti mit Anna Gualandi an Bord eines Lancia Lambda Spider Casaro von 1929. Die erste rein weibliche Crew in der Rangliste waren Silvia Marini und Francesca Ruggeri, die einen Bugatti T40 von 1929 fuhren.

Kurz nach 18 Uhr erreichten die ersten Fahrzeuge der 1000 Miglia Amatrice. Die Oldtimer-Piloten ehrten die vom Erdbeben 2016 schwer betroffene Stadt nach fast zehn Stunden Fahrt. Bis dahin hatten sie bereits über 100 italienische Städte durchquert. Die Fahrer bereiten sich auf die letzte Etappe dieses zweiten Tages vor, an der sie endlich die ‚Ewige Stadt‘ Rom erreichen sollten. Auch an diesem Tag wurde alles Mögliche für die Sicherheit getan: mehr als 5.000 Masken wurden an die Teilnehmer der Veranstaltung verteilt und über 10.400 Mal wurden jeden Tag Fiebermessungen durchgeführt.

Am Ende des zweiten Tages führte das Team des Lancia Lambda Casaro VII-Serie, der von Gianmario Fontanella und Anna Maria Covelli gefahren wurde, mit 35.165 Punkten die Rangliste an. Auf den Plätzen 2 und 3 standen der von Andrea und Roberto Vesco gefahrene Alfa Romeo 6C 1750 SS Zagato mit 35040 Punkten und der Lancia Lambda Spider Casaro der Teilnehmer Sergio Sisti und Anna Gualandi mit 34363 Punkten.

Die Ankunft in der Via Veneto in Rom am Abend war im Vergleich zur Mille-Miglia-Tradition sehr ungewöhnlich: Obwohl das Wetter frühlingshaft war, war die Sonne bereits vor Stunden untergegangen und die Masken auf den Gesichtern von Zuschauern und Fahrern verbargen das Lächeln und die Müdigkeit der Fahrer.

Symbolische Durchfahrt gibt Hoffnung auf Neustart
Nächster Morgen, 6.30 Uhr Rom: Start des ersten Fahrzeugs zur dritten Etappe. Noch 306 Fahrzeuge machten sich auf den Weg von knapp 550 km in Richtung Parma. Dabei durchqueren sie das Val d’Orcia, Siena und La Cisa. Unterwegs erledigten sie mehr als 40 Sonderprüfungen. Das Wetter wurde herbstlich und dunkle Wolken mit Regen zogen auf. Eine weitere Herausforderung für die Teilnehmer, denn die meisten Oldtimer sind nicht optimal für wildes Wetter. Cav. Aldo Bonomi, Präsident des ACI Brescia, kommentierte: “Heute beginnt die längste Etappe der Route und führt erneut durch viele schöne Städte unseres Landes. Wir hoffen, dass unsere Passage ein wichtiges Symbol für die beteiligten Orte und ein Symbol für einen Neustart, den wir uns alle wünschen, sein kann. “

Die Toskana bescherte bei der 38. Mille Miglia viel Regen. Vorbei am Vico-See überquerten die teilnehmer das Val d’Orcia, ein Land, das reich an Geschichte und Essens- und Weinkultur ist. Die Autos kamen im Regen in Radicofani an und fuhren unter dem berühmten Rocca vorbei, dem höchsten Gipfel des gesamten Val d’Orcia. Sie überquerten den alten Kontrollpunkt der Grenze zwischen dem Großherzogtum Toskana und dem päpstlichen Staat, der mehrere Kilometer weit sichtbar ist. Die Piloten fuhren dabei auf Routen, die in der Vergangenheit von berühmten Persönlichkeiten wie Boccaccio bis Casanova, Stendhal bis Charles Dickens und Goethe bereits begangen oder befahren wurden.

Die berühmte Rallye erreichte zur Mittagszeit Siena, einem der symbolträchtigsten Orte Italiens der Welt: der Piazza del Campo, die von der UNESCO als “perfektes und ideales Beispiel einer mittelalterlichen Stadt” definiert wurde.

Für die Teilnehmer gab es gerade genug Zeit für ein schnelles Mittagessen und das Wechseln der Maske. Die Stadt Lucca wartete schon. Der Tag endete mit einer spektakulären Durchfahrt durch die Stadtmauer von Lucca, die die Stadt noch heute fast vollständig umgibt.

Nachdem der Regen die Konkurrenten in der Toskana sehr angestrengt hatte startete der nächste Morgen versöhnlich mit blauem Himmel. Vor der Kulisse des Parco Ducale di Parma startete die Mille Miglia zur vierten und letzten Etappe der 38. Ausgabe. Von Parma aus erreichen die restlichen 300 Crews die weniger als 30 km entfernte Rennstrecke Varano de ‘Melegari. Hier gab es eine Reihe von Sonderprüfungen. Der Konvoi wurde dann in Salsomaggiore Terme und von dort aus in Castell’Arquato, Codogno und Lodi geführt. Um 15.30 erreichten die ersten Teilnehmer-Fahrzeuge die Ziellinie in der Viale Venezia in Brescia.

Die Sieger sind alte Bekannte
Und wieder: Am Ende lagen Andrea und Roberto Vesco mit ihrem Alfa Romeo 6C 1750 SS Zagato von 1929 mit 67276 Punkten an der Spitze 46. Die Erfahrung und Präzision der Oldtimer-Piloten brachte die beiden auf das Siegertreppchen. Mit 2235 Punkten Differenz folgen Sergio Sisti und Anna Gualandi auf dem Lancia Lambda Spider Casaro von 1929 Nr. 45, gefolgt von Gianmario Fontanella und Anna Maria Covelli an Bord des Lancia Lambda Casaro VII Serie von 1927 Nr. 28, mit 64951 Punkten auf Platz drei.

Auf Platz Vier setzte sich die Besatzung Andrea Belometti und Massimo Bettinsoli auf dem Lancia Lambda Spider Casaro von 1929 Nr. 44. Auf dem fünften Platz mit 63587 Punkten Nr. 51, Alberto Aliverti und Stefano Valente im Alfa Romeo 6C 1750 Zagato von 1929. Platz 6 erfuhr das Duo Mario und Lorenzo Turelli mit einem O.M. 665 SMM SUPERBA von 1929, Startnummer 4, mit 614736 Punkten. Siebter Platz mit 60858 Punkten für Startnummer 5, Roberto und Edoardo Miatto mit einem O.M. 665 SS von 1929, gefolgt von der O.M. 665 S n ° 3 von 1926 des Teams Alberto und Federico Riboldi. Das Frauenteam Silvia Marini und Francesca Ruggeri, das einen Bugatti T40 von 1929 Nr. 43 fuhr, belegte mit 49941 Punkten den fünfundzwanzigsten Platz, den ersten Platz unter den Frauen.

Fotos: ©Mille Miglia

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