2020 war auch für die weltweiten Auktionshäuser ein ganz besonderes Jahr mit großen Veränderungen. Nachdem das Jahr zunächst gut anlief, brachte die Corona-Pandemie alles zum Erliegen. Große Veranstaltungen, an denen die Auktionen in den letzten Jahren angeschlossen waren, wurden abgesagt und man dachte, dass im Jahr 2020 erst einmal nichts mehr geht.
Am Anfang des Jahres, bevor die Auswirkungen der Corona-Pandemie offensichtlich wurden, lag die Verkaufsrate – der Prozentsatz der Fahrzeuge, die insgesamt von den Einreichungen einer Auktion verkauft werden – bei 70 bis 75 %. Ein gutes Ergebnis für eine Live-Oldtimer-Auktion. Als die nationalen und internationalen Lockdown-Phasen im März begannen, wurden die Auktionen, die nicht abgesagt oder verschoben wurden, schwer getroffen.
Im April stürzten die Oldtimer-Verkaufsraten auf fast 19 %. Sogar im Bereich der Online-Verkäufe waren drastische Zahlen zu verbuchen. So stürzten die Zahlen bei dem größten Online-Verkaufsportal in Großbritannien, Auto Trader UK, auf ganze 30 % im Verhältnis zu den Verkäufen aus den Vorjahren.
Doch einige Auktionshäuser hatten sehr schnell die rettende Idee. Besonders die großen Auktionshäuser, die bereits eine große Webpräsenz haben, begannen Online-Auktionen durchzuführen. Viele der namhaften Auktionshäuser zogen nach und nutzten ebenfalls die Onlinepräsenz, um Versteigerungen durchführen zu können. Auch die Verkäufer ließen sich dadurch nicht abschrecken und so kamen auch in 2020 einige echte Raritäten auf das Versteigerungspodium.
Laut Hagerty erzielte Silverstone Auctions am 23. Mai einen extrem beeindruckenden Umsatz von 4,53 Mio. GBP (rund 5,2 Mio. Euro) bei einer Verkaufsrate von 86 % und erzielte ein durchschnittliches Gewinngebot von 61.148 GBP (rund 67.600 Euro). Mehr als doppelt so viel als bei der nächsten vergleichbaren Auktion. Dies war der Beginn eines Sommerbooms: Als sich die Sperrung lockerte und der Frühling in den Sommer überging, trieb ein Gefühl des Optimismus den Oldtimermarkt an.
Jedenfalls war am Ende des Jahres kein wirklicher Einbruch des Oldtimer-Marktes zu spüren und die Online-Auktionen werden sicherlich auch in Zukunft weiter stattfinden. Wir werden hier nun die 20 Topverkäufe des Jahres 2020 betrachten.
1. Alfa Romeo BAT 5,7 und 9 (14.840.000 Dollar / RM Sotheby´s)
Im Zuge einer Kunstauktion in New York kamen im Oktober drei absolute Unikate und Designhighlights unter den Hammer. Gezeichnet von Franco Scaglione bei Bertone wurden die Fahrzeuge in drei aufeinanderfolgenden Jahren von 1953 bis 1955 jeweils einzeln auf dem Turiner Automobilsalon vorgestellt und begeisterten das Publikum. Für fast 15 Millionen Dollar konnten die drei Fahrzeuge nun den Besitzer wechseln.
2. Bugatti Type 59 Sport, 1934 (10.547.000 Euro / Gooding & Co.)
Ein Bugatti mit prominenter Historie, die den Käufer überzeugte. Bevor das Fahrzeug in den Besitz von König Leopold überging, wurde es bei Rennen eingesetzt. Fahrer wie René Dreyfus und Jean-Pierre Wimille fuhren den Bugatti durch die Kurven berühmter Rennstrecken wie Spa oder auch Monaco.
3. Bugatti Type 57S Atalante, 1937 (8.688.000 Euro / Gooding & Co.)
Der letzte Auktionsrekord eines Bugatti Type 57 Atalante wurde 2013 gesetzt, ebenfalls bei einer Goodings & Co. Auktion. Bei der Auktion im September 2020 wurden ganze 2,7 Millionen Euro mehr erzielt als damals. Es ist eines der schönsten Fahrzeuge der Welt und wird daher auch so hoch gehandelt.
4. Bugatti Type 55 Super Sport Roadster, 1932 (5.889.700 Euro / Bonhams)
Ein weiterer Bugatti wurde während der Amalia Island-Auktion versteigert. Das Fahrzeug ist noch mit der originalen, von Jean Bugatti aufgebauten, Karosserie ausgestattet. Erstbesitzer war Victor Rothschild, der den Bugatti während seines Studiums in Cambridge fuhr. Der letzte Besitzer, Dean Edmonds, hatte das Fahrzeug 35 Jahre lang in seinem Besitz und fuhr den Bugatti unter anderem auf der Mille Miglia. Auch in Pebble Beach war der Bugatti zu sehen.
5. Bugatti Type 55 Super Sport, 1931 (4.600.000 Euro / Bonhams)
Dieser großartige Zweisitzer wurde als Werksrennwagen von Bugatti zur Teilnahme beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Jahr 1932 eingesetzt. Es wurde dort von zwei der fähigsten und charismatischsten Fahrer Frankreichs, dem Aristokraten Graf Guy Bouriat-Quintart aus Sarthois (bei Le Mans) und dem bekannten monegassischen französischen Rennfahrer Louis Chiron, gefahren. Die formschöne Karosserie wurde bei Figoni gebaut.
6. Bugatti Type 35C Grand Prix, 1928 (4.352.000 Euro / Gooding & Co.)
Ob es an dem 100-jährigen Jubiläum von Bugatti lag, dass die Rangliste von so vielen Bugattis angeführt wird? Jedenfalls liegt auf Platz 6 der Bestenliste ebenfalls ein Bugatti. In diesem Fall ein sehr besonderes Fahrzeug. Das Fahrzeug ist absolut original und zeigt seine Patina. Die Technik wurde sehr vorsichtig überholt, um möglichst wenig von der Originalität zu verändern. Der Bugatti hat ebenfalls eine imposante Renngeschichte. 1928 wurde er auf der Targa Florio eingesetzt und gewann später den Coupe de Bourgogne.
7. Lamborghini Miura SV Speciale, 1971 (3.547.000 Euro / Gooding & Co.)
In diesem Jahr feiert Lamborghini den 55. Geburtstag des Miura. Um so erfreulicher, dass dieser legendäre Sportwagen auf der Liste der teuersten Oldtimer steht. Noch nie wurde bei einer Auktion ein so hoher Preis für einen Lamboghini Miura erzielt. Aber bei diesem Miura handelt es sich auch um ein ganz besonderes Modell, wie der Name bereits verrät. Ausgestattet mit einer Trockensumpf-Schmierung und einem Anti-Slip-Getriebe wird der SV zu einem sehr raren Exemplar.
8. Aston Martin DB3S, 1955 (3.330.000 Euro / Gooding & Co.)
Dieser Aston Martin aus dem berühmten Kangaroo-Rennstall erreichte zwar keinen Weltrekord, da dies seinem Schwesterfahrzeug, dem Aston Martin DB3S von der Earls Court Motor Show bei einer Auktion in 2013 vorbehalten war, aber wurde dennoch zu einer der Top Ten der teuersten Oldtimer der Welt. Er besitzt noch immer seinen originalen Motor, wurde aber ansonsten in den 70er Jahren komplett restauriert. Das Fahrzeug verunglückte bei einem Rennen 1960.
9. Ford Shelby Mustang GT350R Prototype, 1965 (3.193.700 Euro / Mecum Auctions)
Es war der erste Shelby Mustang, der ein Rennen gewonnen hatte. Dieser Prototyp ist daher ein besonderes Fahrzeug. Gefahren wurde er unter anderem von Jerry Titus und Bob Bondurant. Dieser Prototyp machte den Shelby Mustang berühmt und prägte sein Erscheinungsbild. Heute ein hochbegehrter Oldtimer. Aber sicherlich verhalf der Blockbuster „Le Mans ´66“ in den Kinos auch zu der Rekordsumme von über 3 Millionen Dollar.
10. Ford Mustang GT „Bullit“, 1968 (3.102.500 Euro / Mecum Auctions)
Jeder kennt die berühmte Verfolgungsjagd in dem US-Kino-Klassiker „Bullit“, an dem der Ford Mustang mit Steve McQueen die Straßen von San Fransisco entlang gejagt wird. Während der großen Mecum Kissimmee-Auktion rollte nun 2020 der berühmteste Ford Mustang über die Auktionsrampe. Das originale Filmfahrzeug wurde sehr gewissenhaft und vorsichtig instandgesetzt, nachdem es erst Jahrzehnte lang verborgen war. 2018 wurde er anlässlich eines Ford Firmenjubiläums erstmals wieder gezeigt.
11. Renault Type AI 35/45 HP Vanderbilt Racer, 1907 (2.764.430 Euro / Bonhams)
In den letzten Jahren häufen sich die Fahrzeuge, mit denen an dem London Brighton Rennen teilgenommen werden kann. Dieser Renault, übrigens mittlerweile der teuerste Renault der Welt, hat eine ganz besondere Renngeschichte. Rund 60 Jahre lang stand das Fahrzeug im Indianapolis Museum. Denn ursprünglich wurde der Renault von Bill Spear aus dem Team Briggs Cuningham Squad in Indianapolis gefahren. 1907 gewann das Fahrzeug die 24 Stunden von Brighton. Es ist eines von fünf erhaltenen Renault Vanderbilt-Modellen, die fahrbereit sind.
12. Ferrari 275 GTB/6C Long Nose, 1966 (2.554.970 Euro / Gooding & Co.)
Überraschenderweise standen die Ferraris 2020 nicht an der Speerspitze der teuersten Fahrzeuge. Aber sie sollten natürlich auch nicht fehlen. Den Anfang macht der Ferrari 275 GTB/6C Long Nose mit einer durchgehenden Dokumentation, die bis drei Jahre nach seiner Auslieferung zurückreicht. Der Ferrari hat einen größeren Kraftstoff-Einfüllstutzen und weitere vom Werk eingebaute Besonderheiten.
13. Ferrari 275 GTB/6C, 1965 (2.502.800 Euro / Artcurial)
Der gezeigte Ferrari wurde im Februar auf der Retromobile in Paris zum Verkauf gestellt. Er war eines der Highlights der Auktion. Der Ferrari hat eine nachgewiesene Renngeschichte. Der Besitzer Siegfried Zwimpfer und der spätere Besitzer Pierre Sudan brachten das Fahrzeug mehrfach auf die Rennstrecke. Zuletzt war der Ferrari ganze 20 Jahre im Besitz eines Liebhabers.
14. Ferrari 225S, 1952 (2.330.997 Euro / RM Sotheby´s)
Bei diesem Ferrari handelte es sich um eine einmalige Gelegenheit, eine echte Ferrari Rarität zu erwerben. Nur 24 Modelle wurden von diesem Modell gebaut. Das Fahrzeug wurde 1952 auf der Mille Miglia eingesetzt und fand sich in unter den ersten zehn Finalisten. Im gleichen Jahr wurde er auch bei dem Monaco Grand Prix in der Klasse Sportwagen eingesetzt.
15. Lamborghini Miura SV, 1972 (2.115.317 Euro / Silverstone Auctions)
Der SV wird von vielen als der begehrteste Miura angesehen. Der zur Auktion gestellte Miura ist einer von nur 147 gebauten Modellen. Von diesen 147 Autos gelten die letzten ausgelieferten 94 Fahrzeuge mit dem Split-Sump-Motor als die absolut Spitzenmodelle des Miura.
16. BMW 507, 1959 (2.070.00 Euro / Bonhams)
Der BMW 507 mit prominenten Vorbesitz erreichte einen Spitzenpreis. Ausgeliefert wurde das Fahrzeug an den Prinzen Constantine II in Griechenland. Der Prinz fuhr das Fahrzeug mit der Registrierungsnummer „36“. Die Nummernschilder sind heute noch immer beim Fahrzeug. Später war der BMW 30 Jahre lang bei einem Besitzer. Der BMW 507 wurde vier Mal bei der Mille Miglia eingesetzt.
17. Hispano-Suiza J12 Dual Cowl, 1932 (2.005.490 Euro / Gooding & Co.)
Dieser Vorkriegsoldtimer stammt aus der berühmten Briggs Cunningham-Sammlung. Das Fahrzeug hat noch immer seinen originalen Motor und einige andere Originalteile. Dies verhalf dem Hispano Suiza zu einem Rekord-Auktions-Ergebnis – er wurde für 2 Milionen Euro bei der Gooding & Co.-Auktion im Januar 2020 verkauft. Ein Rekordpreis für Fahrzeuge der Marke Hispano Suiza.
18. BMW 507, 1958 (1.996.250 Euro / RM Sotheby´s)
Ein weiterer BMW 507 rollte über die Auktionsrampe und erzielte ebenfalls eine siebenstellige Summe. Der BMW 507 wurde zwar überarbeitet, besitzt aber immer noch seinen originalen Motor.
19. Ferrari 288GTO, 1985 (1.919.380 Euro / RM Sotheby´s)
Während in den letzten Jahren die Ferraris die Bestenliste anführten, war 2020 nur wenig von der Marke mit dem aufsteigenden Pferd zu sehen. Doch dieser Ferrari 288GTO hat es sich verdient, auf der Liste zu stehen. Mit nur drei Vorbesitzern und 23.555 Kilometern auf dem Tacho ist der Ferrari in einem sehr guten Zustand. Zudem besitzt er Sonderzubehör wie elektrische Fensterheber und Klimaanlage, die direkt ab Werk in Maranello eingebaut wurden. Die Versteigerung fand Online statt.
20. Porsche 904 GTS, 1964 (1.917.500 Euro / RM Sotheby´s)
Die Messe Rétromobile in Paris konnte noch kurz vor dem großen Lockdown stattfinden. Ebenfalls fand in Paris während der Rétromobile die Auktion von RM Sotheby´s statt. Ein Highlight war ganz sicher der Porsche 904 GTS und so wurde er auch der teuerste Porsche des Jahres. Ein Fahrzeug mit Renngeschichte, denn der Porsche wurde auf der Tour de France eingesetzt. Auch hier ist der originale Motor erhalten.
Fotos: RM Sotheby´s, Goodings & Co., Bonhams, Artcurial, Silverstone Auctions, Mecum Auctions
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