Am 6. Oktober 1955 debütierte die DS 19 unter der Glaskuppel des Grand Palais in Paris. Besucher strömten hin, und der Wagen verkaufte sich im ersten Anlauf am ersten Tag 12.000 Mal. Das Styling und die High-Tech-Innovationen der DS machten sie schließlich zur Legende. Das gilt bis heute. Das war der Startschuss für eine der längsten Modellserien der französischen Marke, denn der Wagen wurde bis einschließlich 1975 in verschiedenen Varianten gebaut.
Der Citroën DS verkörpert den technologischen Fortschritt und die Eleganz der 50er Jahre. Eine Fahrt in diesem Auto war gleichsam ein Schweben über die Unebenheiten der Straßen. Der Beiname “Göttin”, den der heutige Oldtimer eigentlich wegen seiner Buchstaben D und S (im französischen ‚Déesse’ ausgesprochen und gleichbedeutend mit Göttin) bekam, erscheint so im erweiterten Sinn erklärbar. Das völlig neue hydraulische Federungsprinzip an der Achsfederung verlieh dem Wagen das abgehobene Fahrgefühl.
Das herausragende Merkmal der Citroën D-Modelle ist das Hydropneumatik-System an der Achsfederung. Zwar war bereits 1954 das Traction Avant 15CV6 H-Modell an der Hinterachse mit einer solchen Hydropneumatik ausgestattet, doch die Hypnopneumatik an der Achsfederung brachte den erwünschten Erfolg. Sie wirkt an allen vier Rädern mit einem ballonartigen Hydraulik-System. Es funktioniert über Stahlkugeln, die im Inneren zwei voneinander getrennte, unterschiedlich befüllte Kammern haben. In der oberen Kammer ist Stickstoff, in der unteren Hydrauliköl. Getrennt sind sie durch eine Membrane. Ein Kolben, der mit der Radaufhängung verbunden ist, wirkt auf die Hydraulik-Flüssigkeit. Da Gase leichter komprimierbar sind als Öl, ist das Stickstoff-Gas in der oberen Kammer eher geeignet die Funktion der Federung zu übernehmen, die Hydraulik sorgt für den Dämpfungs-Ausgleich und die Niveau-Nivelierung, denn über Ein- und Auslassventile kann die Kammer mit Hydrauliköl gefüllt und auch wieder geleert werden. Damit kann sowohl vorne als auch hinten das Fahrzeug in der Höhe variable eingestellt werden.
Beachtlich ist die Fahrwerksstabilität auch bei Ausfall eines Rades, was Citroën beindruckend in einem Werbespot demonstrierte.
Äußerlich hat sich in den 20 Jahren Bauzeit der Citroën D-Modelle kaum etwas verändert. Zu erkennen sind leichte Modifizierungen an den Scheinwerfern und dem Kühlereinlass. Die sehr frühen Modelle haben nur einen runden, in den Kotflügel eingelassenen Scheinwerfer. Die späteren Modelle weisen an der Front zwei schräg liegende Doppelscheinwerfer hinter einer Glasabdeckung auf. Noch einfacher gelingt die Unterscheidung anhand des Kühlereinlasses. Bei den ersten Modellen liegt dieser Kühlereinlass unterhalb der vorderen Stoßstange, später kam noch ein doppelter Kühlereinlass oberhalb der Stoßstange hinzu.
Die DS-Modelle sind mit einem serienmäßigen Kurvenlicht ausgestattet, was das Fahren bei Nacht wesentlich erleichterte, da Kurven immer in die Lenkrichtung angestrahlt werden.
Die DS-Modelle waren im gehobenen Preissegment angesiedelt und in Hinblick auf den vergleichbaren Markt sehr teuer. Um die Kundschaft nicht zu verlieren, stellt Citroën 1956 das Modell ID19 vor. Eine hinsichtlich der technischen Grundausstattung abgespeckte Variante. Während die DS-Modelle in der Vollausstattung über eine Servolenkung, die halbautomatische Gangwahl (bei der das Kupplungspedal entfällt) und ein integriertes hydraulisches Bremssystem mit einem pilzförmigen Bremspedal verfügen, wurde dies alles bei den ID Modellen gespart. Die ID Modelle haben eine normale Pedalerie und eine sehr reduzierte Innenausstattung. Auf viele Extras, wie Teppich, Chromverzierungen und Ablageflächen, wurde verzichtet. Auch die hier gezeigte ID 20 D-Super aus dem Baujahr 1969 ist eine der abgespeckten Verwandten des luxuriöseren DS Modells.
Unter der Motorhaube arbeitet ein 1985 ccm Reihen-4-Zylinder Motor mit einer Leistung von ca. 108 PS. Der Motor gibt sich durch die 5-fache Kurbelwellen-Lagerung als besonders laufruhig. Die Kraft wird durch ein 5-Gang Getriebe auf die Hinterachse übertragen. Eine als Plattformrahmen ausgebildete Bodengruppe mit seitlich längs laufenden kastenförmigen Längsträgern sitzt unter der selbsttragenden Ganzstahlkarosserie.
Die Citroën D-Modelle zählen zu den Meilensteinen der Automobilgeschichte – durch ihre technischen Innovationen, die auch im Laufe der 20-jährigen Bauzeit immer wieder verfeinert wurden. Aber sicherlich auch durch das Design. Nicht umsonst landet dieser Oldtimer immer wieder auf den Top-Plätzen der automobilen Design-Ikonen.
Fotos: ©Kay MacKenneth, Citroën
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