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Rallye Dakar 2021

by Oliver Kammern

Die 43. Rallye Dakar führte Anfang dieses Jahrs durch Saudi-Arabien. Gestartet wurde am 2. Januar am Roten Meer in der Hafenstadt Jeddah mit einem 30 Kilometer langen Prolog. Im Vergleich zu der Strecke, die dann zwölf Tage lang folgen sollte, eine Leichtigkeit für die voll ausgestatteten Rennboliden.

Das Rennen führte die Teilnehmer vom King Abdullah Stadium aus auf eine Handvoll Sandstrecken, auf denen die Versuchung groß war, einfach nur über die Strecke zu driften. Doch wichtiger war die konzentrierte Geschwindigkeitsfahrt, denn die Ergebnisse dieses Prologs gaben am nächsten Morgen die Starterreihenfolge vor. Bei der Rallye Dakar geht es um Geschwindigkeit und die harte Herausforderung, die Widrigkeiten der Wüste, Dünen und schroffe Felswege zu überwinden.

Gestartet wurde in sieben verschiedenen Klassen. Am Start standen insgesamt 286 Fahrzeuge mit 498 Teammitgliedern. Darunter 64 Automobile, 61 Leichtgewicht-Fahrzeuge (darunter 44 SSV), 101 Motorräder, 16 Quads und 44 Lastwagen. Alle hatten ein Ziel, nämlich die Widrigkeiten der Wüste zu bezwingen und die Bestzeit herauszufahren.

Das Abenteuer begann 1977. Thierry Sabine ging mit seinem Motorrad in der libyschen Wüste während der Rallye Abidjan-Nizza in der Wüste verloren. Nach dem Motto “vom Sand gerettet” kehrte er nach Frankreich zurück, fasziniert von diesen traumhaften Landschaften. Er hat sich selbst versprochen, dass er diese Entdeckung mit so vielen wie möglich teilen möchte und setzte sich ein einziges Ziel: ein Maximum an Menschen an die Unermesslichkeit der Wüste heranzuführen. Dies führte ihn zu seiner außergewöhnlichen Reise mit Ursprung in Europa. Die Route führte nach Algier, bevor sie Agadez durchquerte und schließlich nach Dakar führte. Der Plan wurde schnell Realität. Die Rallye Paris-Dakar eröffnete eine unbekannte neue Welt, wie sie ihr Schöpfer, der Pionier Thierry Sabine, gesehen hatte. Sein Motto: “Eine Herausforderung für diejenigen, die sie fahren. Ein Traum für diejenigen, die zurückbleiben.” Afrika, ein facettenreicher Kontinent, bot tatsächlich die perfekte Kulisse. Am 26. Dezember 1978 startete die erste Rallye Paris Dakar am Place du Trocadéro /Paris. Das war vor 40 Jahren …

Nachdem sie von Thierry Sabine inspiriert wurde, entwickelte sich die Rallye Dakar 30 Jahre lang in Afrika zu einer festen Größe, bevor sie nach Südamerika zog, wo sie seit fast zehn Jahren ihren Sitz hat. Sie hat Kontinente gewechselt und ist gewachsen, ist aber immer dem Konzept ihres Gründers treu geblieben.

Dieses Jahr galt es allerdings, eine sehr wichtige Hürde zu überwinden, denn Covid-19 drohte fast die Rallye Dakar zur Absage zu zwingen. Denn 13 Tage vor dem Start des eigentlichen Events wurden alle Land-, Luft- und Seewege auf der arabischen Halbinsel geschlossen. Die Teilnehmer hätten nicht mehr nach Saudi-Arabien einfliegen können. Deshalb besorgte die Organisation der weltberühmten Rallye 18 große Charter-Flugzeuge und brachte die Teams mit ihren Fahrzeugen mit 21 Flügen nach Saudi-Arabien.

Die erste Etappe der Dakar Rallye ging von Jeddah nach Süden in Richtung Bisha. Die Strecke beträgt ganze 622 Kilometer und führt vorwiegend durch schroffe Felsgebiete. Die größte Herausforderung besteht darin, ein Tal nach dem anderen zu durchqueren und gleichzeitig Navigationsfehler zu vermeiden, die durch die zahlreichen Kreuzungen entstehen können. Die Teilnehmer mussten in den steinigen Abschnitten sehr vorsichtig sein, wenn die Teilnehmer platte Reifen vermeiden wollten.

Der zweite Tag wurde zu einem der schwersten Tage der diesjährigen Rallye Dakar. Vor den Fahrern lag eine unendlich erscheinende Wüste mit tückischen Dünen. Einer der Fahrer fasste den Tag sehr kurz, aber bedeutsam zusammen: „Dakar is not a dream, it’s a fear…“ (Dakar ist kein Traum, sondern eine Furcht…). Ein zweiter Fahrer bringt es auf den Punkt: „You need ten thousand Kilometers to win the race, but you need one hundert meters to end it“. Ein hoher Anspruch an Mensch und Maschine. Ein kleiner Fahrfehler kann schon das Ende des eigenen Rennens gegen die Zeit bedeuten.

Die zweite Etappe führt von Bisha nach Wadi Ad-Dawasir. Bereits auf den ersten 30 Kilometern dominieren die gelb leuchtenden Dünen. Und dies sogar über ein Drittel der gesamten Etappe. Später sorgten die weißen Wüsten für etwas Abwechslung, allerdings sind sie so hell reflektierend, dass eine Orientierung schwer ist. Die Fahrer haben zwar ein Roadbook, fahren aber mit Unterstützung eines GPS-Systems. Kurz vor dem Ziel ermöglichte ein langer „open-Track“ in der Wüste den Fahrern, etwas Zeit aufzuholen. An diesem Tag sollte es einige der Fahrer treffen. Rahmenbrüche nach Überschlägen auf der Dünenspitze, Getriebebrüche, Kupplungsversagen oder schwere Achsbrüche wurden an die Rennleitung gemeldet.

Die dritte Etappe führte die Teams in einem 630 Kilometer langem Kreis von Wadi Ad-Dawasir zurück nach Wadi Ad-Dawasir. Das sogenannte „Tor zum leeren Viertel“ bot die Kulisse für die 3. Etappe. Pure, unverfälschte Wüste. Vor den Teilnehmern lagen Dünen soweit das Auge reichte, wenn auch in kleine Ketten verteilt. Das Extra-Runde enthält mehrere technische Abschnitte und schnellere Teile. Diese High-Stakes-Runde bietet den schnellsten Wettbewerbern die erste Gelegenheit, einen echten Vorsprung herauszufahren.

Am vierten Tag ginge es von Wadi Ad-Dawasir in die Hauptstadt Riyadh. Es war mit 813 Kilometern der längste Abschnitt der Rallye. Dieser Abschnitt war sicherlich für die Fahrer eine nicht allzugroße Herausforderung, obwohl der Abschnitt sehr schnell war. Aber die Fahrer mussten sich dennoch sehr auf die Strecke konzentrieren, da viele Kurven einiges an Aufmerksamkeit abverlangten. Kleine Fehler konnten auch hier das schnelle Aus bedeuten.

Wer es am Vortag etwas entspannter anging, hatte am fünften Tag einen eindeutigen Vorteil. Die Etappe führte von Riyadh nach Al Qaisumah. Doch sie stellte sich als lang und sehr hart heraus. Wer hier nicht die Nerven behielt, war schnell aus dem Rennen. Mehrere Streckenabschnitte senkten die Durchschnittsgeschwindigkeit, da sie eine echte Herausforderung wurden. Felsbrocken im Weg, eine Wüste mit sehr weichen Dünen und streckenweise kleine Steinbrocken und spitzes Geröll in der Fahrspur. Wer hier nicht aufpasste, hatte schnell einen platten Reifen.

Von Al Qaisumah ging es 618 Kilometer weit nach Ha’il. Die Strecke nach Ha’il war zu 100% eben und sandig. Der Verlauf dieser Etappe umfasste Dünen in allen Formen und Farben, die die Fähigkeiten der Wettbewerber forderten. Motorradfahrer standen hier vor ihrer größten Herausforderung. Selbst die härtesten Fahrer waren nach dieser Etappe völlig erschlagen und hatten ganz weiche Arme und Beine. Einige lernten sogar nach Einbruch der Dunkelheit die Wüste kennen… und mussten sich mit einem sehr kurzen Ruhetag zufriedengeben. Denn der neunte Tag war ein Erholungs-Tag.

Für viele ist der Ruhetag ein wichtiges Zwischenziel. Was auch immer passiert, es wird Zeit für alle, eine Bestandsaufnahme ihrer Strategie vorzunehmen und die Zeit sinnvoll zu nutzen, um sich ausgewogen zu erholen. Für Nachzügler, die sicherlich viel Arbeit an ihren Fahrzeugen zu erledigen haben, wird es kürzer sein.

737 Kilometer von Ha’il nach Sakaka lagen vor den Teams. Die 7. Etappe bot einige schnelle Abschnitte. Die Marathon-Etappe begann mit einer furchterregenden Abfolge von Sandbergen und 100 km Auf und Ab fast ohne Unterbrechung. Die Teilnehmer mussten an diesem Tag von Anfang an schonend mit ihren Fahrzeugen umgehen, um eine Überhitzung ihrer Motoren zu verhindern. Der erste Teil endete mit einer Reihe steiniger Hochebenen und einer Mischung aus gewundenen und schnellen Abschnitten. Und der achte Tag bot den Fahrern keineswegs Erleichterung. Der zweite Teil der Marathon-Etappe belohnte diejenigen, die im ersten Teil vorsichtig fuhren. Neben der Befriedigung, durch die sandigen und dann steinigen Strecken dieses Specials zu jagen, können die Teilnehmer die majestätischsten Landschaften des Landes genießen… mussten allerdings dabei immer das Roadbook im Auge behalten.

Die neunte Etappe war wieder eine Sonderprüfung und führte über 583 Kilometer von Neom nach Neam. Die Sonderrunde begann am Ufer des Roten Meeres und verlief entlang der Küste. Es wird jedoch nicht alles glatt sein, da der Kurs das Feld zu Strecken führt, die manchmal schnell, aber oft zu sandig sind, um das Pedal bis aufs Bodenblech durchtreten zu können. Aufgrund der Länge und Vielfalt dieser Etappe gehört sie zu den härtesten innerhalb dieser zwei Rennwochen.

Auf den rund 1200 Kilometern der 10. und 11. Etappe wechselten sich schroffe Hügellandschaften mit Wüstenabschnitten ab. Ziel der beiden Etappen war Jandu. Endlich war die letzte Etappe da. Diese war nur noch 452 Kilometer lang und führte die Teilnehme von Yandu nach Jeddah. Die letzte Etappe der Dakar war auch nicht unbedingt die einfachste Etappe. Die Fahrer, Fahrerinnen und Beifahrer mussten sich immer noch mit den Widrigkeiten und Überraschungen durch Dünenketten auseinandersetzen, bei denen das Feststecken in den Dünen leicht den Unterschied zwischen einem guten oder einem bitteren Ende ausmachen konnte. “Feiern” war hier jedoch das Schlagwort, da die Ziellinie am Ufer des Roten Meeres für einige Teammitglieder eine große Erleichterung bot.

Nach zwölf Etappen und insgesamt mehr als 8.000 zurückgelegten Kilometern seit dem 3. Januar absolvierten 193 Fahrzeuge (im Vergleich zu den 286 Startern) die 43. Ausgabe der Dakar, der zweiten in Saudi-Arabien organisierten. Die endgültige Gesamtwertung der Rallye umfasst 63 Motorräder, 11 Quads, 49 Autos, 41 leichte Fahrzeuge und 29 Lastwagen. Darüber hinaus nutzten 19 Teilnehmer, die sich vorzeitig aus dem Wettbewerb zurückziehen mussten, die Dakar Experience-Formel, um das Abenteuer nach Jeddah fortzusetzen.

30 Jahre nach seinem ersten Sieg auf einem Motorrad bei der Dakar hat Stéphane Peterhansel seiner Sammlung einen 14. Titel und seinen achten hinter dem Steuer eines Automobils hinzugefügt und ist damit der einzige Fahrer, der auf drei Kontinenten gewonnen hat. Beim Zieleinlauf in Jeddah hat sich Kevin Benavides auch als erster südamerikanischer Sieger der Motorradkategorie in die Geschichtsbücher eingetragen, während einer seiner Landsleute, der Argentinier Manuel Andújar, das Quad-Rennen gewann. Wie im Jahr 2019 wurde die Kategorie der Leichtfahrzeuge von einem Latino dominiert, dem chilenischen „Chaleco“ López. Das 100% Kamaz-Podium im Truck Race wurde von dem Russen Dmitry Sotnikov erobert.

Fotos: ©Rallye Dakar

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