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Ein gemütlicher Oldtimer-Event ist die Mille Miglia sicherlich nicht. Eher eine Ausdauer fordernde Zuverlässigkeitsprüfung, bei der schnell und kompromisslos in vier Tagen fast 2000 Kilometer von Brescia über Rom und wieder zurück gefahren werden. Vergangene Woche war es wieder so weit. 425 sportliche Automobile mit beeindruckender Historie sammelten sich am Mittwoch in einer Messehalle am Rande von Brescia, um die technische Prüfung für eine der härtesten Rallyes der Welt zu absolvieren. Zugelassen sind traditionell nur Oldtimer der Baujahre 1927 bis 1957, die einst direkt dabei waren oder die nachweisen können, dass ein entsprechendes Modell am ursprünglichen Rennen teilgenommen hat.
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Im Jahr 2022 nahmen sogar 71 Fahrzeuge mit echter Mille Miglia Historie in der „historischen“ Klasse der Rallye teil. Darunter allein sieben Oscar Rennwagen, die dieses Jahr das 75. Jubiläum von Osca feierten. Zwei Alfa Romeo 8C 2300 mit einer echten Mille Miglia Historie waren unter den weiteren 50 Alfa Romeos, die damit die größte Markenpräsenz bildeten, dazu kamen 19 Ferrari und sechs Maseratis. Die Teilnehmer Teams setzten sich aus 29 Nationen zusammen, wobei natürlich die Italiener mit 324 Teilnehmern führten. 70 Fahrzeuge kamen aus den USA und 66 Klassiker aus Deutschland. Dennoch: die zweite Stelle der Teilnehmer dominierten die Holländer mit 133 Piloten und Beifahrern.
Unterwegs durchfuhren die Teams rund 257 kleinere oder größere Orte, 115 Zeitschranken, 17 Gleichmäßigkeitsstrecken und weitere Prüfungen. Dabei durchfuhren sie Schotterpisten, über Wiesen und Geschwindigkeit fordernde Rennstrecken. Entgegen dem letzten Jahr wurde die Rallye 2022 wieder im Uhrzeigersinn durchgeführt – ganz wie die historische Strecke verlief. Gestartet wurde in Brescia und die Strecke führte den Tross Richtung Sirmione am Gardasee, dann in Richtung Adria, Ferrara und letztendlich war am ersten Abend in Cercia-Milano Maritima das Ziel.
Donnerstag erwartete die Teams als allererstes der steile Anstieg in Richtung San Marino, bei der die vielen Spitzkehren für manchen Fahrer und samt Auto einiges an Leistung voraussetzt. Die Durchfahrt vor dem Rathaus des kleinen Stadtstaates ist bei jeder Mille Miglia ein Highlight und ergibt auch für Fotografen traumhafte Bilder. Nach der Audienz vor dem Tribunal in San Marino setzen die Piloten ihre Fahrt fort Richtung Urbino und letztendlich Richtung Rom, wo am Abend die große Parade über Via Veneto Richtung Petersdom stattfand.
Ein sehr beeindruckendes Bild auf der Mille Miglia sind die vielen tausende Zuschauer am Rande der Strecke. In den kleinsten Dörfern werden die Teilnehmer begrüßt und angefeuert. In den größeren Städten säumen tausende Menschen die Durchfahrtsstraßen und freuen sich über die automobilen Schönheiten. Der Italiener wird mit Benzin im Blut geboren. Doch Halt: “Der Jubel gilt nicht dir“, erklärt der erfahrene holländische Teilnehmer. „Die Italiener bejubeln das Auto.“
Die Rallye führte auch über den berühmten Piazza del Campo in Siena, über die Emilia Romagna Parma und den weltberühmten Rennkurs von Monza. Die Rennstrecke wurde 2015 wieder mit in die Route aufgenommen, da sie zur historischen Strecke gehörte. Damals war es eine schwere Umstellung, denn die Fahrzeuge kamen vom Futa Pass (mit Schotterstücken) auf die schnelle Strecke, bei der es um die Zeit ging.
Nicht alle Fahrzeuge sind den Strapazen unterwegs auf der aktuellen Rallye Mille Miglia gewachsen. Nicht alle haben Service-Teams dabei, die in der Nacht noch schnell ein Getriebe austauschen können. Wer schließlich in Brescia ankommt hat ohnehin gewonnen. Den Siegerpokal der Mille Miglia 2022 nahmen Andrea Vesco und Fabio Salvenelli mit ihrem 1929 Alfa Romeo 6C 1750 SS Zagato in Empfang.
Rund 2000 Kilometer liegen hinter den Fahrern. Die Anstrengungen sind ihnen ins Gesicht geschrieben. Aber: Dabei sein ist alles.
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