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Ferrari – Chassis 0435GT

by Valery Reuter

Der bei dem Auktionshaus Auxietre & Schmidt angebotene Ferrari – Chassis 0435GT – ist einer der extrem seltenen Pinin Farina-Prototypen, die die Serienfertigung des 250 Boano inspiriert haben. Dieser Prototyp gilt als mit der einflussreichsten GT-Entwürfe seiner Zeit und war der Grundstein der faszinierenden 250 GT-Reihe. Die Karosserie wurde vollständig von Pinin Farina handgefertigt und weist mehrere einzigartige Designmerkmale auf.

Die Einführung des 250 Europa ging mit einer bedeutenden Veränderung bezüglich Ferraris bevorzugtem Karosseriebauer einher: Während zuvor Vignale am Zug war, wurde fortan Pinin Farina (später Pininfarina) Ferraris erste Wahl. Ganze 48 Karosserien der 53 gebauten Europa/Europa GTs stammten von Pinin Farina. Die Experimente von Pinin Farina mündeten schließlich in einem neuen Ferrari 250 GT, der erstmals im März 1956 auf dem Genfer Salon öffentlich ausgestellt wurde. Das Design des Genfer Showcars ​​– Fahrgestellnummer ‚0429GT‘, Schwesterauto des hier angebotenen Prototyps – wurde stark von Pinin Farinas 410 Superamerica beeinflusst. Dies wird durch die originalen Werks-Baupläne bestätigt und zeigt sich in verschiedenen Karosserie-Details. Mit der Serie 2-Variante des 410 Superamerica wechselte Ferrari von einem 2.800 mm  auf einen 2.600 mm Radstand. Diese kürzere Abmessung wurde für alle Fahrzeuge der 250 GT-Familie ab dem Europa GT übernommen, mit Ausnahme der wettbewerbsorientierten SWB- und GTO-Modelle.

Neben den Handlingvorteilen des kürzeren Radstands war der 250 GT serienmäßig mit dem kompakteren 3,0-Liter-V12-Motor von Colombo ausgestattet, der die großvolumige Lampredi-Einheit des Superamerica ersetzte.

Pinin Farina war jedoch noch nicht in der Lage, die geplante Serienfertigung des 250 GT zu bewältigen, da der Bau des neuen Werks in Grugliasco gerade erst begonnen hatte. Daher wurde die Serienfertigung der Carrozzeria Boano anvertraut, nachdem Pinin Farina vier oder fünf Prototypen fertiggestellt hatte. Das Fahrwerk, der Motor und das Getriebe wurden bei Boano modifiziert, um den Produktionsprozess zu vereinfachen. Zudem musste bei der Serienfertigung auf verschiedene attraktive Karosseriedetails der Prototypen verzichtet werden.

0435GT wurde im April 1956 an seinen Erstbesitzer, Guido Cantelli aus Novara, Italien, verkauft. Cantelli war ein berühmter Dirigent und enger Freund von Enzo Ferrari. Tragischerweise starb er noch im selben Jahr bei einem Flugzeugabsturz, woraufhin Ferrari das Auto von der Witwe zurücknahm und an Sergio Canara aus Parma verkaufte. Canara und seine Frau benutzten 0435GT während ihrer Flitterwochen, wovon eine Reihe schöner Fotos zeugen. Der 250 wurde später an einen Herrn Messerli aus der Schweiz verkauft, dem das Auto von 1969 bis 1980 gehörte. Messerli verkaufte den Wagen 1980 an einen Herrn Oberson, ebenfalls aus der Schweiz. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Auto auf Rot umlackiert.

Mit dieser Farbgebung wurde das Auto im April 1990 von Oberson beim Jubiläumstreffen des Club Ferrari Suisse in Montreux ausgestellt. Ein Jahrzehnt später wurde das Auto über Carugati in Genf  an Daniel Patrick Brooks aus Großbritannien veräußert. Brooks ließ den 250 im folgenden Jahr in der Garage Cointreau in Frankreich einer vollständigen Restaurierung unterziehen. Beim Abtragen der Lackschichten kam der original silbergraue Lack zum Vorschein und wurde bei der Neulackierung exakt reproduziert. Die Restaurierung wurde im März 2008 abgeschlossen, woraufhin Brooks bei der Tour Auto an den Start ging.

Im Dezember 2008 verkaufte Brooks 0435GT an den renommierten Sammler Stanislas de Sadeleer, der den Wagen acht Jahre in seiner Sammlung behielt. Im Jahr 2015 ging der 250-Prototyp an den heutigen Eigentümer. Seitdem wurde das Auto unter Beihilfe der Graber Garage in der Schweiz wieder mit seiner originalen Hinterachse vereint, sodass es heute durchgehend „matching numbers“ hat. Die Ferrari Classiche-Zertifizierung wurde kürzlich beantragt und ist derzeit in Bearbeitung. 0435GT präsentiert sich in einem ausgesprochen schönen und authentischen Zustand und stellt die seltene Gelegenheit dar, ein bedeutendes Stück Ferrari-Geschichte zu erwerben. Das Fahrzeug ist die ideale Eintrittskarte für die bedeutendsten Concours d’Élegance und historischen Rallyes einschließlich der Mille Miglia.

Fotos: ©Auxietre & Schmidt

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