Mit dem 2. Weltkrieg brach die Nachfrage nach Personenwagen drastisch ein. Auch Bertone musste um das Überleben kämpfen und produzierte nun verschiedenste Fahrzeuge für den Rüstungsbereich.
In dieser Zeit entstanden zum Beispiel Designs wie die Krankenwagen auf der Basis des Lancia Artena. Trotz erschwerter Bedingungen wurden im Werk Corso Peschiera noch eine überschaubare Zahl von zivile Kraftfahrzeugen gebaut unter anderem auch das elegante Fiat 2800 Cabriolet mit extrem langen Radstand und einer sehr auffälligen Karosserie, dass Rennfahrer Cernuschi bestellt hatte.
Als der Krieg vorbei war, kamen schwere Zeiten auf ‚Nuccio‘ Bertone zu. Schwer war der Weg zu den anderen europäischen Herstellern. Es fehlte außerdem an Geld und Rohstoffen. Das Lancia Aprilia Cabriolet und der Fiat 1100 Stanguellini entstammen dieser Zeit. Den Fiat 500 Barchetta baute Nuccio schließlich für sich selbst, nachdem er eine ganze Reihe von verschiedenen Fahrzeugen im Rennsport ausprobiert hatte und seine Leidenschaft dafür entdeckt hatte. Ein Treffen mit Vittorio Stanguellini resultierte im anschließenden Bau des Fiat 1000 zum Ende 1940.
Die 50er Jahre brachten die ersten Bestellungen von außeritalienischen Ländern. MG und Bristol Cars Limited entdeckten den italienischen Stil für sich und Bertone konstruierte Modelle wie z. B. das MG TD Cabriolet und auch für Arnold-Bristol. Den totalen Durchbruch brachte 1954 die Enthüllung des Alfa Romeo Giulietta Sprint. Ursprünglich sollten nur 1000 Exemplare gebaut werden, doch es wurden rund 40 000. Nuccio Bertone zeichnete auch für das Design des Fiat 850 und dem deutschen NSU Sport Prinz verantwortlich. Designhighlights waren die Berlinetta Aerodynamica Tecnica Modelle, kurz BAT.
Die 1960er und 1970er Jahre sind ein Fest für Familie Bertone. Alfa Romeo 2600 Sprint, zwei ganz besondere Ferrari 250 GTs, der Aston Martin GT ‚Jet‘ und der Maserati 5000 GT zählen zu den Augenweiden aus seiner Feder.
Mit dem Debut des Fiat 850 Spider kam auch der finanzielle Erfolg und Bertone erhöhte die Kapazitäten der Firma. Renzo Rivolta, BMW, Simca und viele andere Hersteller waren in dieser Zeit Bertones Kunden. Zu den wohl wichtigsten Abnehmern zählten aber immer noch Alfa Romeo und Lamborghini. Es entstanden die Designs für den Lamborghini Miura, Espada, Countach, Marzal und Bravo. Noch heute zählen diese Studien zu den eindrucksvollsten Formen des Automobil-Designs.
1972 verstarb Giovanni Bertone im Alter von 88 Jahren. Nuccio Bertone führte das Unternehmen weiter. In den 1980er Jahren brachte Bertone des Fiat Rotmo Cabrio und den Fiat X1/9 unter der eigenen Marke auf den Markt. 1982 entstand der Citroen BX und der Volvo 780. Das Kadett Cabrio und das Astra Cabio zählten ebenfalls zu den Werken der 80er Jahre wie der Citroen MX.
In den 1990er Jahren legte Bertone besonderen Wert auf innovatives technisches Design. Die Blitz Barchetta war eines der futuristischen Showcars, mit dem er während der Turiner Automobilmesse von sich reden machte. Das Opel Astra Cabrio und das Fiat Punto Cabrio wurden komplett in der Werkstatt von Grugliasco gefertigt. 1994 stellte Bertone den Zero Emission Record (ZER) vor, eine futuristische Neuinterpretation des Abarth 750 Record. Damit setzte er einen neuen Geschwindigkeits-Weltrekord für elektrische Fahrzeuge. Mit 303 km/Stunde Höchstgeschwindigkeit.
Am Abend des 26. Februar 1997 – während des Genfer Automobilsalons – starb Nuccio Betrone. Er wurde gewürdigt als einer der größten Karossiers des Jahrhunderts und ein Meister des italienischen Stils“. Fiat übernahm im Jahr 2009 das Werk in Grugliasco. Heute werden Designs für alle Bereiche des täglichen Lebens entworfen. Rund 300 Mitarbeiter – meist Ingenieure und Designer – führten die Werte Bertones fort. Doch ging es dem Unternehmen Bertone immer schlechter. 2011 wurden deshalb alle bedeutenden Prototypen aus dem Bertone Museum versteigert. Darunter absolute Highlights wie der Lamborghini Marzal und der Lancia Stratos Zero. Damit sollte wenigstens das Designstudio gerettet werden, doch leider reichte die Finanzspritze nicht aus und das Unternehmen musste 2015 Konkurs anmelden und wurde komplett versteigert. Das endgültige Aus für Bertone.