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Wartung – Tank versiegeln

by cctv_admin

Nach langer Standzeit sieht der Tank eines Oldtimers äußerlich unter Umständen noch perfekt aus und man mag glauben, dass das Wichtigste ist, dass er dicht ist. Was innerlich, z.B. während einer Ruhezeit vor sich gegangen ist, mag man sich kaum vorstellen. Wer einmal einen Tank inspiziert, der über Jahre gestanden hat, wird erstaunt sein, was er neben altem Benzin vorfindet. Bei einer Standzeit von mehreren Jahrzehnten verschlammt und verklumpt der letzte Rest Benzin derart, dass im Tank eine glubberige, zäh schleimige Masse entsteht, die irgendwie an Teer erinnert. Wir der Motor angelassen, zieht er Benzin und damit die Drecksteilchen in den fein abgestimmten Motor. Das Resultat ist im schlimmsten Fall ein Motorschaden durch Kolbenfresser.

Es gibt viele Gründe, die ohnehin dafür sprechen einen Tank im Laufe eines langen Oldtimer-Lebens einmal zu überholen und auch von innen zu säubern. Der wichtigste ist, dass Sie die Lebensdauer des Motors dadurch erheblich Verlängern. Der Ursache für die Notwendigkeit ist die Korrosion, die während der Stand- und saisonalen Ruhe-Zeiten im Motor vor sich geht.


Dass überhaupt Rost entsteht in einem abgeschlossenen “Raum”, liegt im Verhalten von Kraftstoff, der nämlich Feuchtigkeit anzuzieht. Der Ethanolanteil im Kraftstoff (immerhin bei normalen herkömmlichen Kraftstoff auch ein 5%iger Anteil, beim neuen Ethanolbenzin noch viel mehr) ist chemisch gesehen unendlich wasserlöslich. Dies bedeutet, dass bei einem belüfteten Tank der Ethanol-(Alkohol) Anteil im Benzin die Feuchtigkeit, die im Raum ist anzieht und sie bindet, was zu einer Mischung aus Ethanol und Wasser führt. Diese Verbindung nennt man Phase. Da diese Phase nun schwerer ist als der Kraftstoff, setzt sie sich am Boden des Tanks ab. Zudem kann diese Phase nach langer Standzeit starke organische Säuren bilden und damit ist die Rostbildung im Tank vorprogrammiert. Grundsätzlich sollte der Tank bei längeren Standzeiten komplett entleert werden und mit einem wirkungsvollen Korrosionsschutz Öl (z.B. Caramba) ausgesprüht werden. Am einfachsten funktioniert das mit Hohlraum-Pistolen, die mit einer Zerstäubungs-Sonde ausgerüstet sind. Der Ratschlag, den man früher gerne bekam, bevor man einen Oldtimer für längere Zeit abzustellen “einmal den Tank komplett voll zu machen” ist aus oben angeführtem Grund nicht ratsam.

Die Entstehung der “Phase”, Ethanol zieht die Feuchtigkeit im Raum an und bindet sie als Wasser.

Rost, bzw. Korrosion im Tank setzt dem gesamten Kraftstoff-System wie Leitungen, Filter, Pumpe und zu guter Letzt auch dem Vergaser oder der Einspritzpumpe zu. Pannen oder aber auch ein schwerer Motorschaden können die Folge sein. Die Korrosions-Rückstände werden bei der Inbetriebnahme des Oldtimers in das Kraftstoff-System gepumpt und kommen damit in die Kraftstoffpumpe. Kleinere Partikel die nicht durch das Sieb gefiltert wurden, geraten eventuell auch in den Vergaser und damit auch in die Zylinder-Laufbuchsen. Damit ist ein Schaden am Motor vorprogrammiert. Daher muss ein Tank nach längerer Standzeit, aber auch nach längerer Betriebszeit eines Oldtimers, überholt und komplett entrostet werden. Es gibt auf dem Markt diverse Tankentrostungs- und Versiegelungs-Sets.

Der Profi geht in solchen Fällen aber mit einer sehr effektiven Lösung an die rote Pest heran. Zur Demonstration wird hier ein Tank getrennt. Diese Technik ist bei schwereren Tankschäden unbedingt zu empfehlen, da so auch undichte Stellen wieder verschlossen werden können. Unbedingt zu beachten ist, dass ein Tank, auch wenn er bereits viele Jahre leer steht, Rückstände des Kraftstoffs enthält und damit bei Funkenflug zu einem hoch explosiven Objekt werden kann. Deswegen ist es absolut wichtig, den Tank unbedingt mit Wasser zu füllen, bevor mit einer Flex oder ähnlichem Hilfsmittel daran gearbeitet wird. Diese Sicherheitsmaßnahme schützt Sie vor einer Explosion durch Funkenflug. Das Wasser füllen Sie natürlich erst ein, wenn Sie bereits alle Benzinrückstände abgelassen bzw. herausgeholt haben.

So vorbereitet kann nun mit einer Trennscheibe entlang der Kante der Tank aufgeschnitten. Empfehlenswert ist es ein Druckluft betriebenes Werkzeug zu verwenden, da bei elektrischen Geräten durch den möglichen Kontakt mit dem eingefüllten Wasser zu lebensgefährlicher Situation kommen kann.

Einfacher ist das auftrennen natürlich mit einer kleinen Pneumatischen Stichsäge. Mit etwas Überstand wird entlang der Verbindungslinie der beiden Hälften der Tank aufgetrennt.

Nachdem der Tank geöffnet ist, erkennt man deutlich die darin abgelagerte Korrosion. Ein solcher Tank kann nicht mehr wirklich funktionstüchtig sein. Nun wird die Korrosion entfernt und die säurehaltige Lösung der Profi-Werkstatt eingefüllt. Hierbei ist auf eine gute Lüftung der Werkstatt und entsprechende Schutzkleidung, säureresistente Handschuhe und Schutzbrille für die Augen sind unabdingbar und Voraussetzung, diese Arbeit durchzuführen. Die Lösung ist stark ätzend und kann an der Haut und in den Augen zu ebenso zu Verätzungen führen, wie an allen Materialien führen.

Die Lösung wirkt nun zwischen 3 und 4 Stunden auf die Korrosion ein und löst alle Rückstände. Die chemische Wirkung der Lösung ist deutlich zu sehen. Wenn nun alle Korrosions-Rückstände gelöst sind, wird das säurehaltige Konzentrat aus dem Tank entfernt und der Tank mit Wasser gut ausgespült.

Im nächsten Schritt wird der Tank mit einer weiteren Lösung ausgegossen. Diese Lösung verschließt sozusagen die Poren des Metalls und verhindert im Nachhinein ein erneutes Rosten. Würde man nur den ersten Prozess durchführen, währe das Metall innerhalb einiger Minuten nach dem Auswaschen wieder mit Flugrost befallen.

Nachdem der Tank getrocknet ist, wird das blanke Metall mit einem Rostlöser wie z.B. Caramba oder einer parafinhaltigen Lösung ausgesprüht. Die behandelte Tankhälfte ist im Seite an Seite-Vergleich zur unbehandelten Hälfte deutlich zu erkennen. Das Blech weist keinerlei Rost-Rückstände mehr auf.

Nach der Entrostung sind im Tank oftmals auch leichte Undichtigkeiten zu erkennen. Der Rost hat das Metall durchgefressen und das Metall weist an solchen Stellen nun Löcher auf. Handelt es sich um kleine Löcher, kann man diese mit Hilfe von Hartlot füllen und von innen verschweißen. Zulässig sind hier nur das Einlöten von Ersatzblechen über die undichte Stelle oder das Schließen der undichten Stelle mit dem Hartlotverfahren. Es dürfen keine Blechstücke herausgeschnitten und ersetzt werden.

Ist keinerlei Undichtigkeit zu erkennen, ist der Tank nach einer solchen Entrostung und mit der Rostschutz Versiegelung wieder verwendbar und kann verschlossen werden. Der Tank kann aussen mit Korund gestrahlt werden. Dies beseitigt alle Reste des alten Lacks und eventuelle äußere Rostschäden.

Innen wird der Tank nun versiegelt. Zur Versiegelung darf natürlich kein Fett oder Ölrückstand vorhanden sein. Das Metall muss blank und trocken sein. Die Zweikomponenten Versiegelung wird im richtigen Verhältnis gemischt und verrührt. Mit einem Pinsel oder einer Farbrolle wird die Versiegelung entlang der Innenwand des Tanks ausgestrichen. Die Versiegelung soll später den direkten Kontakt des Kraftstoffs mit dem Metall vermeiden. Dadurch wird der Tank ganz sicher vor Korrosion geschützt. Die Versiegelung ist so gewählt, dass der Karftstaoff die Versiegelung auch bei dauerhaftem Einsatz nicht lösen kann. Die Versiegelung wird nur kurz bis vor den Rand aufgetragen. Eventuell muss ein zweifacher anstrich erfolgen.

Die Beiden Tankhälften werden nun wieder miteinander verschweißt. Zuerst werden die beiden Hälften aufeinander gesetzt und durch Punkte verschweißt, damit die Hälften passgenau sitzen. Das abschließende Verschweißen durch eine Autogenschweißnaht. Nachdem die Naht verschlossen ist, kann der Tank einer neuen Lackierung unterzogen werden.

Im letzten Schritt wird nochmals etwas Tank-Versiegelung in den Tank eingefüllt und der Tank mehrere Minuten lang rund ausgeschwenkt. Damit werden auch die Stellen die entlang der Naht noch nicht eingestrichen wurden, nachträglich versiegelt. Hätte man die Stellen noch vor dem Schweißen mit der Versiegelung eingestrichen, hätte die Hitzeentwicklung an der Naht die Versiegelung zerstört.

Der Tank sollte nun noch einige Tage ruhen und auslüften, bis er wieder in den Einsatz gebracht werden kann. Der Entrostungs- und Versiegelungs-Vorgang lässt sich auch mit geschlossenen Tanks durchführen. Dazu werden die Öffnungen mit einer mit Plastilin gefüllten Plastiktüte verschlossen und mit Panzer-Tape verklebt. Danach kann der Rostlöser eingefüllt werden und der Tank bleibt dicht.

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