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Concorso d’Eleganza Villa d’Este

by Kay MacKenneth

Die Sehnsucht war groß nach dem glanzvollen Klassiker-Event der BMW-Group am Comer See. Die Corona bedingte Zwangspause hatte auch den Concorso d’Eleganza Villa d’Este nicht verschont. Seit vielen Jahren zählt die Veranstaltung zu den schönsten Oldtimer-Events der Welt. In 2021 musste sie zusätzlich aus dem aufblühenden Mai in den herbstlichen Oktober rücken und war dennoch ein Highlight.

Schon immer war der Samstag der exklusivste Tag des Event. In diesem Jahr allerdings waren den Auflagen entsprechend noch wenig Zuschauer anwesend. Der große Publikums-Sonntag in der Villa Erba fiel komplett aus – stattdessen durften wenige Gäste noch einmal die Teilnehmer-Fahrzeuge auf dem Grund der herrlichen Hotels bestaunen.

Insgesamt waren für den Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2021 fast 50 herausragende Klassiker aus verschiedenen Epochen der Automobilgeschichte zugelassen. Die Bandbreite reichte von Raritäten aus den 1920er-Jahren – in denen neben funktionalen, erstmals auch ästhetische Aspekte das Automobildesign beeinflussten – bis hin zu spektakulär gestalteten Hypercars aus den 1990er Jahren. Mit ihrem makellosen Zustand, ihrer historischen Bedeutung und ihrer individuellen Geschichte vermitteln sie auf jeweils einzigartige Weise ihre Faszination für Eleganz und zeitlose Schönheit. Die Wahl für den „Best of Show“ fiel sicherlich schwer, da es mehrere ganz besondere Automobile zu sehen gab. Der Ferrari 250 GT TDF setzte sich schließlich in diesem erlesenen Teilnehmerfeld aus acht Jahrzehnten der Automobilgeschichte durch. Am Nachmittag war er bereits zum Klassensieger in der Wertungskategorie E gekürt worden, die unter dem Motto „Big Band ’40s to awesome ’80s – five Decades of Endurance Racing“ geführt wurde. Das Siegerfahrzeug verdankt seinen Namenszusatz „TDF“ der Tour de France, jenem Etappenrennen für Automobile auf französischen Straßen, das im Jahr 1956 von einem Ferrari 250 GT gewonnen worden war.

Ein Höhepunkt des Concorso D´Eleganza ist in jedem Jahr die Ehrenrunde der Fahrzeuge über die Hotel-Terrasse, vorbei an den Champagner nippenden Besuchern, vielen Kameras und gezückten Handys und vor der traumhaften Kulisse des Comer Sees.

Der Best of Show Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2021 Ferrari 250 GT TDF wurde als zweites Exemplar der daraufhin von Ferrari aufgelegten Serie gebaut und startete noch am Tage seiner Erstzulassung bei der Mille Miglia in Italien. In den folgenden Jahren erzielte das von einem 3,0 Liter großen Zwölfzylinder-Motor angetriebene Leichtbau-Coupé mehrere Siege bei verschiedenen Bergrennen. Sein heute perfekt restaurierter Zustand lässt die dabei überstandenen Strapazen nur erahnen.

Die Wahl des Publikums  für das schönste Fahrzeug fiel auf den Lancia Dilambda Serie I, einem Einzelstück, das bei der Londoner Karosserieschmiede Carlton Carriage aufgebaut wurde. So erhielt der Wagen die begehrte Auszeichnung „Coppa D´Oro“. Mit einem 100 PS starken Vierliter V-8-Motor galt die Luxuslimousine zu seiner Zeit als besonders leistungsfähig und sportlich.

 In einem dynamischen Blechkleid präsentierte sich der Fiat 508 CS „Ballila Aerodynamica“ von 1938. Der Besitzer hatte die Restauration anschaulich und aufwendig auf Holzplatten dokumentiert. In der gleichen Klasse stand auch der österreichische Gräf & Stift SR4 SP. Auf der Kühlerhaube der heute fast nicht mehr bekannten Marke war ein stolzer Löwe zu sehen. Manche Fahrzeug konnten auch einen promintenten Vorbesitz aufweisen, wie zum Beispiel der Lagonda LG45 Rapide von 1937, dessen Erstbesitzer Clark Gable war. Klassensieger in der Klasse A (Twentieth Century Style) wurde der Besitzer des Lancia Astura Torpedo von 1934.

Den Klassensieg der Klasse B „Developing the Theme“ schaffte das formschöne Delage D8-120S Cabriolet mit einer Sonderkarosserie der Firma De Villars. Gleich daneben buhlte das Steyr 220 Sport Cabriolet um die Gunst der Jury. Ausgestattet wurde der stattliche Wagen von Gläser.  Ebenso elegant zeigte sich der Bentley MK VI von 1947 in der Klasse C „Showroom Showdown“, in der sich britische und deutsche Fahrzeuge ein Stelldichein gaben. Ausgestattet wurde der Bentley mit einer Karosserie von Franay. Sieger dieser Klasse C wurde der Mercedes-Benz 300 SL mit Aluminium Karrosserie.

Eine äußerst spannende Klasse bildeten die Italienischen Grand Tourismo Fahrzeuge. In dieser Klasse stach vor allem ein Fahrzeug ganz besonders hervor, der Isotta Fraschini 8C Monterosa mit einer Karosserie von Boneschi. Isotta Fraschini war ein italienischer Automobilhersteller, der seine Blütezeit in den 30er Jahren hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte man allerdings nicht mehr an den Erfolg anknüpfen. Dieser Prototyp ist ein Einzelstück und stammt aus einer bedeutenden italienischen Sammlung. Ebenfalls in dieser Klasse standen der Mortetti 1200 GS und der Siata 208 CS mit einer Sonderkarosserie von Bertone. Sieger der Klasse D wurde das 1953 Fiat 8V Coupé mit einer Karosserie von Vignale.

Großes Aufsehen erregte der Howmet TX Rennwagen von 1968, der mit einem Düsentriebwerk ausgestattet ist. Es ist ein Prototyp und war aber auch das erste und letzte Rennfahrzeug, das mit einem Düsenantrieb ein Rennen gewonnen hat. Eine besondere Le Mans Geschichte kann die Alpine M64 aufweisen. Konstruiert wurde dieser Rennwagen von Colin Chapman und Jean Rédelé. 1963 holte sich die Alpine M64 den Klassensieg bei dem 1000-Kilometer rennen am Nürburgring. Vor der Kulisse des Comer Sees präsentierte sich der Ferrari 512 BB LM in einem ganz besonderes schönen Rahmen. Gestaltet wurde seine Karosserie von Pininfarina.

Nein, das ist kein geschrumpfter Ferrari oder Porsche. In der Klasse 90 Jahre Pininfarina stand der kleine Fiat 500 Abarth mit einer Pininfarina Sonderkarosserie. Von hinten ähnelt er einem Porsche 911 und die Front erinnert stark an die damaligen Ferraris, zum Beispiel an den Ferrari 275 GTB 4, der ebenfalls in dieser Klasse zu sehen war.  Gleich neben dem Fiat war eine echte Ferrari Designlegende zu sehen, der 250 GT California Spider SWB von 1960, der auch den Klassensieg für sich bezeichnen konnte. Ein bemerkenswertes Fahrzeug aus der Pininfarina Design-Linie ist der Ferrari 400 Superamerica.

Sehr sportlich war es auch in der Klasse G „The birth of a Supercar“, in der sich die Legenden der ersten Supercars begegneten, wie Lamborghini Miura, der Aston Martin Vantage oder der Ferrari F40 Prototyp. Sieger in dieser Klasse wurde der Lamborghini Countach 400S Walter Wolf Special. Wenn man die Supercars aufgereiht hat, darf man natürlich die späteren Hypercars aus den 90er Jahren nicht außer Acht lassen und so gab es eine eigene Klasse für die 90er Jahre Hypercars wie den Mercedes-Benz CLK GTR, von dem nur 25 Exemplare gebaut wurden.  Gleich daneben stand der Porsche 911 GT1 und der McLaren F1. Der Motorraum des McLaren ist in Gold ausgekleidet, damit die Hitzeentwicklung isoliert bleibt. Ein Blickfang für die Besucher des Concorso D´Eleganza.

Am Comer See waren 2021 nicht nur die alten, teils verlorenen Marken zu sehen, wie Hispano Suiza, sondern auch die Wiederbelebung der Marken mit einzelnen Prototypen. Der neue Hispano Suiza Prototyp ebenso wie der Bugatti Centodieci. Sieger in der Klasse der Concept Cars wurde der Pininfarina Hyper GT Battista. Gleich an Eingang zur Hotel Terrasse grüßte der in 25.000 Arbeitsstunden bei Lamborghini Storico wieder aufgebaute Lamboghini Countach no. 1, der einst bei einem Unfalltest zu Bruch ging.

Alles in allem war der Concorso D´Eleganza 2021 trotz der strengen Corona Auflagen und den Wetter-Kapriolen wieder ein sehr erfolgreicher Event mit außergewöhnlichen Fahrzeugen.

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