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Bertone: Die schönsten Prototypen

by Kay MacKenneth

Die italienische Karosseriefirma Bertone gehört zu den bedeutendsten Herstellern und Designern von Automobilkarosserien. Bertone gestaltete für unzählige Automobilmarken die entsprechenden Blechkleider. So zum Beispiel Lancia, Fiat, Alfa Romeo, Lamborghini, Ferrari, Citroën, Volvo, Opel und viele mehr. Aus einem anfänglichen kleinen Handwerksbetrieb, der 1912 gegründet wurde, entwickelte sich eine namhafte Karosseriefabrik.

Natürlich wurden im Laufe der Jahre, zwischen 1912 und 2014, viele unterschiedliche Prototypen gebaut. Als 2008 die Insolvenz absehbar war, kaufte die Witwe des Firmengründers Nuccio Bertone 84 dieser meisterhaften Prototypen. Sechs Highlights der Prototypen-Sammlung gingen in eine Auktion und wechselten zu Privatbesitzern.

Mit dabei ist ein 1967 Lamborghini Marzal-Prototyp, den Fürst Rainier von Monaco und seine Frau Gracia Patricia zum Start des Monaco Grand Prix 1967 gefahren sind.

Nachdem der Marzal zu Ruhm gekommen war, fiel er in den Schatten, ein Schicksal, das er mit vielen anderen Prototypen teilt, und wurde erst vor kurzem wieder in seinen alten Glanz und seine perfekte mechanische Leistungsfähigkeit zurückversetzt. Die Paraderunde beim GP de Monaco Historique 2018 war seit 1967 der erste öffentliche Auftritt, bei dem der Marzal wieder in Bewegung bewundert werden konnte, um einen Teil der Geschichte wieder aufleben zu lassen. An seiner Seite fuhr der Lamborghini Espada mit der Fahrgestellnummer #9090 von 1976, der gerade aus einer Restaurierung des Lamborghini Polo Storico gekommen war. Dieses Exemplar mit einer besonderen Geschichte blieb immer in Lamborghini-Besitz und wurde für Entwicklungstests und Zulassungstests für den amerikanischen Markt verwendet. Seine komplette Restaurierung der Mechanik, der Elektrik, der Karosserie und des Interieurs, das im Original erhalten geblieben ist, dauerte rund zehn Monate. Dabei wurden nur Lamborghini-Originalersatzteile verwendet, und die Restaurierung erfolgte exakt nach den Angaben der Produktionskarte aus dem Archiv des Polo Storico.

Ferruccio Lamborghini sagte über die Fenster in den Türelementen, die unterhalb der Hüftlinie eingebaut waren, dass „es keine Privatsphäre mehr für die Beine einer Dame gäbe.” Während in Gandinis früheren Arbeiten immer noch die Handschrift von Feruccio Lamborghini selbst – beispielsweise bei Miura, Montreal und Fiat Dino Coupé – erkenntlich war, machte der revoltionäre Marzal eines deutlich: Gandinis Position als Star-Designer war gefestigt.

Lancia Stratos Prototyp, 1970
Die atemberaubende Kollektion an Fahrzeugen beinhaltet den ungewöhnlichen 1967 Lamborghini Marzal Prototypen s/n 1001, den Fürst Rainier und Fürstin Gracia Patricia zum Auftakt des Monaco Grand Prix 1967 fuhren. Ferruccio Lamborghini sagte über die Fenster in den Türelementen, die unterhalb der Hüftlinie eingebaut waren, dass „es keine Privatspäre mehr für die Beine einer Dame gäbe.” Während in Gandinis früheren Arbeiten immer noch die Handschrift von Feruccio Lamborghini selbst – beispielsweise bei Miura, Montreal, Fiat Dino Coupé erkenntlich war, machte der revoltionäre Marzal eines deutlich: Gandinis Position als Star-Designer war gefestigt.

Das Fahrzeug ist – obwohl Prototyp – voll fahrtüchtig und verkörpert den Geist seiner Zeit: die kantige Form wirkt solide wie aus einem Block gemeißelt und verspricht das ultimative Reiseerlebnis einer Zeitkapsel gleich. Bertone soll vom Designteam den niedrigsten Wagen aller Zeiten gefordert haben. Und tatsächlich: dieser Stratos schaffte vom Grund bis zur Oberkante Dach 84 cm.

Chevrolet Testudo
Traumschön ist der 1963 Chevrolet Testudo, s/n 20927w207657 mit seiner sportlichen Linie und dem durchgehend transparenten Windschutzscheibendach, das aus einem einzigen Stück gefertigt wurde. General Motors versuchte Anfang der 60er Jahre, den Chevrolet Corvair für den europäischen Markt interessant zu machen. Daher wurde sowohl an Bertone als auch an Pininfarina der Auftrag vergeben, die Karosserie etwas schnittiger zu machen. „Testudo“ bedeutet im Lateinischen „Schildkröte“. Und er wirkt auch etwas wie ein Schildkrötenpanzer, wenn auch sehr schnittig und dynamisch. Bei Filmarbeiten für Shell auf dem Monza Ring wurde der Prototyp in einen Unfall verwickelt und stark beschädigt. Bertone war nicht gewillt, die Kosten für den Neuaufbau zu übernehmen und stellte das Wrack auf dem Werksgelände ab. Eine Komplettrestauration folgte erst Mitte der 90er Jahre.

Lamborghini Athon, 1980
Eines der auffälligsten Fahrzeuge auf dem Turiner Automobilsalon 1980 war der Lamborghini Athon-Prototyp. Gezeichnet wurde der Athon von Designchef Marc Deschamps, der die Nachfolge von Marcello Gandini bei Bertone. Mit dem Athon leitete Bertone eine völlig neue Designära ein. Die Front sehr kurz gehalten und das Heck sehr viel ausgeprägter, diente der Athon als Vorlage für viele spätere Designs. Eckig gestaltet und sehr flach wirkt der Prototyp sehr monolytisch. Mechanisch und technisch betrachtet, basiert der Athon auf dem Lamborghini Silhouette, bzw. Uracco. Der Lamborghini Athon war das erste Automobil mit einem echten Bordcomputer.

Ferrari Rainbow
Ebenfalls klar und kantig ist das Design des „Rainbow“. Auch die Seitenlinie unterstreicht die Keilform. Zuerst vermutet man eine Designstudie für den Fiat X1/9, der im Übrigen auch bei Bertone gestaltet wurde, doch das „Prancing Horse“ am Heck des Fahrzeugs verrät es schon: Es handelt sich um den Prototyp zum Ferrari 308 GT aus dem Jahr 1976. Nach dem Ferrari 308 Dino und dem Lamborghini Countach hatte man sich bereits an diese klaren Linien gewöhnt. Daher war das Design für die damalige Zeit gar nicht so ungewöhnlich. Bertone konnte aber Ferrari nie als Kunden gewinnen. Besonders das Targa-artige Faltdach war ein neuer Hingucker. Leider blieb es während der Retromobile geschlossen. 

Chevrolet „Ramarro“
Die Chevrolet Corvette-Studie „Ramarro“ (grüne Eidechse) wurde 1984 in Las Vegas gezeigt. Sie basiert auf der Corvette C4, wurde aber optisch sehr verändert. Das Cockpit liegt weiter hinten und auch hier wurde für eine verbesserte Aerodynamik eine keilförmige Karosserie gestaltet. Besonders zu erwähnen sind die nach vorne gleitenden Türen. Im Innenraum sieht man, dass auch das Interieur dem damaligen Zeitgeist angepasst wurde. Das Armaturenbrett ist quadratisch und funktional gestaltet.

Autobianchi Runabout
Der keilförmige Autobianchi Runabout war ein weiteres Highlight unter den Prototypen. Das Design war seiner Zeit weit voraus. Die Scheinwerfer – am Überrollbügel befestigt – ermöglichen die deutlich keilförmige und spitz zulaufende Seitenlinie. Ein Mittelmotor sorgt für die perfekte Gewichtsverteilung. Das Design wurde stark von den damaligen Speedboats inspiriert. Der Runabaout gilt als Pate für das spätere Design des Fiat X1/9. 

Lamborghini Bravo, 1974
Der Bravo mit seiner keilförmigen Form wurde 1974 auf dem Turiner Automobilsalon präsentiert. Als Nachfolger des Uracco geplant, ging er dennoch nie in Produktion. Doch wurden viele Designelemente in den Lamborghini Countach übernommen, wie zum Beispiel die Fensteranordnung oder manche winkeligen Designelemente. Bei dem Prototyp handelte es sich um ein voll funktionsfähiges Fahrzeug und er wurde ganze 270.000 Kilomter gefahren, bevor er in die Sammlung von Bertone übernommen wurde. Bei der Auktion 2008 am Comer See ging das Fahrzeug in den Privatbesitz eines Sammlers über.

Fotos: ©Bertone

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