Vor 100 Jahren war die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) mit gleich drei unterschiedlichen Fahrzeugen bei der XIII. Targa Florio auf Sizilien überaus erfolgreich. Der Mercedes 115 PS Grand-Prix Rennwagen holte den Gesamtsieg sowie zwei weitere Platzierungen. Graf Giulio Masetti fuhr mit seinem privaten Rennwagen nach sechs Stunden, 50 Minuten und 50,4 Sekunden als erster durchs Ziel des berühmten Straßenrennens. Zugleich holte der italienische Rennfahrer den Klassensieg bei den Rennwagen vor den Werkspiloten Christian Lautenschlager (Platz 2 in der Klasse und Platz 10 im Gesamtklassement, Beifahrer Ernst Hemminger) sowie Otto Salzer (Platz 4 in der Klasse und Platz 13 in der Gesamtwertung, Beifahrer August Grupp) in baugleichen Fahrzeugen.
Alle drei Mercedes 115 PS Grand-Prix Rennwagen basieren auf einer Konstruktion des Jahres 1914: Mit diesem Typ dominierte die DMG den Großen Preis von Frankreich am 4. Juli 1914, der mit einem Dreifachsieg der Marke mit dem Stern endet. Für den Einsatz in Sizilien wurden die Grand-Prix-Rennwagen technisch aktualisiert.
Ihre gelungene Weltpremiere feierten bei der Targa Florio 1922 auch Rennfahrzeuge mit Kompressormotoren. Sie waren wegweisend für die Motorsporterfolge von Mercedes-Benz in den Folgejahren. Den Klassensieg bei den Serienwagen über 4,5 Liter Hubraum holte Max Sailer mit einem Mercedes 28/95 PS mit Kompressor (Platz 6 in der Gesamtwertung). Diese glänzende Premiere von Wettbewerbsfahrzeugen mit mechanischer Ladeluftverdichtung durch einen Roots-Kompressor ist ein Vorbote der großen Erfolge der Mercedes-Benz Kompressor-Tourenwagen der S-Familie in den 1920er- und frühen 1930er-Jahren sowie der Grand-Prix-Rennwagen der ersten Silberpfeil-Ära ab 1934.
Übrigens: Nicht nur im Rennen selbst, sondern schon bei der Anreise nach Sizilien bewiesen die Mercedes-Rennwagen vor 100 Jahren ihre Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit. Denn von Untertürkheim aus reiste das Team auf eigener Achse in den Süden Italiens, wie historische Fotografien in den Archiven von Mercedes-Benz Classic dokumentieren. Unter anderem sind darauf die vor der Abreise am Werk Untertürkheim aufgereihten Rennwagen (mit Kennzeichen und Kotflügeln ausgerüstet) zu sehen, die von zahlreichen Zuschauern bewunderte Fahrt durch Stuttgart und die Passage durch Rom – inklusive eines Besuchs der DMG-Vertretung „Auto Palaces M. Morescalchi – Automobili Mercedes“.
Wer die Bilder genauer studiert, erkennt den Farbunterschied zwischen den in Stuttgart gestarteten Wagen und dem Fahrzeug des späteren Siegers Graf Masetti: Die Werksrennwagen sind in der Rennfarbe Deutschlands lackiert, Weiß. Masettis privat gemeldeter Wagen mit der Startnummer 40 trägt auf dem schwarzweißen Foto einen dunklen Ton – das Rot der italienischen Rennwagen.