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Pininfarina – Autodesign der Extraklasse Teil 4

by Kay MacKenneth

In den 70er Jahren wurde Pininfarina zu einem Unternehmen, das in der Lage war, alle Dienstleistungen im Bereich des Automobildesigns und dessen Entwicklung zu liefern. Vom Produktdesign über die Styling-Forschung bis hin zur technischen Entwicklung, der Konstruktion und weiterführend sogar bis hin zur Serienproduktion. Das Design- und Forschungslabor wurde erweitert und seit 1972 hatte man sogar einen Windkanal, um auch aerodynamische Forschung zu betreiben. (siehe Teil 3 der Historie von Pininfarina).

In diesem Teil wollen wir vor allem die Serienfahrzeuge , die bei Pininfarina gezeichnet wurden, betrachten. Zwar waren gerade die 60er Jahre bei Pininfarina von den formschönen Prototypen geprägt, doch auch in dieser Zeit zeichnete Pininfarina bereits für einige sehr bedeutende Serienmodelle verantwortlich, wie zum Beispiel dem Fiat 124.

Im November 1966 wurde auf dem Turiner Automobilsalon der Fiat 124 Spider vorgestellt – ein Cabriolet als 2 plus 2 Sitzer. Die Resonanz auf die Präsentation war seitens der Automobil-Redakteure ausschließlich positiv und der Erfolg zeichnete sich bereits zu Beginn der Produktion ab.

Der Fiat 124 Spider basiert auf dem Fahrgestell des Fiat 124, war aber um 14 cm gekürzt. Dieses Modell wurde 1966 zum “Auto des Jahres” gekürt. Die von Pininfarina entworfene, selbst tragende Karosserie zeigt klare und eher unspektakuläre Linien. Die Frontpartie ist zeitlos und unverwechselbar. Die Kühlerhaube ist glatt und elegant. Selbst Elemente wie die Türgriffe sind der Linie treu und reduziert filigran. Das Design fand beim Publikum großen Anklang und bis 1970 wurden 30.000 Modelle des Spider verkauft.

Serienmodelle wurden immer mehr zum Geschäft des italienischen Karosseriebau-Unternehmens. Pininfarina erhielt sehr viele Aufträge von Fiat. In dieser Zeit entstanden auch die Entwürfe zu dem Fiat Dino. Der Fiat Dino wurde sowohl als Spider und als auch als Coupé im Zeitraum von 1966 bis 1973 gebaut. Vorgestellt wurde der Spider 1966 auf dem Automobil-Salon in Turin anlässlich des 100sten Geburtstages des Firmengründers Giovanni Agnelli. Das Coupé wurde erst ein Jahr später auf dem Genfer Automobilsalon präsentiert.

Die formschöne Karosserie wurde in der Designschmiede von Pininfarina entworfen. Eine fließend wellenförmige Seitenlinie zieht sich bis zu den tiefliegenden vorderen Scheinwerfern. Das Heck reißt stufenförmig ab und verläuft schräg nach unten. Mit den großen Rückleuchten erinnert der Fiat äußerlich an einen Ferrari.

In den 70er Jahren zählten der Ferrari 365 GT/4 oder auch der Ferrari 356 GTC/4 zu den Design-Highlights der Serienfahrzeuge.

Für viele Ferraristi ist er der Ferrari mit dem besten Sound, für andere der am meisten unterschätzte. Der Bucklige – Il Gobbone – tauften ihn seinerzeit die Autojournalisten wegen seiner geschwungenen Gürtellinie. Auf der Straße trifft man auf diesen Oldtimer höchst selten, denn er wurde nur 505 Mal gebaut. Vorgestellt wurde der Ferrari 365 GTC/4 im Jahr 1971 auf dem Genfer Automobilsalon. Er war als Nachfolger des 365 GT 2+2 gedacht und am Ende ein Kompromiss zwischen einem echten Zweisitzer und einem 2+2. Der Bucklige – Il Gobbone tauften ihn die Autojournalisten verächtlich. Tatsächlich ist im Fond kein wirklich vernünftiger Sitzplatz und an den Sportler Daytona kommt der 365 GTC/4 auch nicht heran, obwohl er einen wunderbar grollenden Motorspund hat und eine Höchstgeschwindigkeit von rund 260 km/h erreicht. Doch das einst als wenig aufregend deklarierte Design erweist sich heute als zeitlos elegant und unaufdringlich – wie so manche Karosserie aus dem Hause Pininfarina.

1980 feierte Pininfarina sein 50. Jubiläum. Die Kooperation mit Ferrari wurde mit dem Modell „Mondial“ fortgesetzt. Wie bereits beim Ferrari 308 GTB von 1975 hatten auch die Folgemodelle ein deutliches Merkmal – die Keilform. Diese setzt sich auch im Ferrari 208 von 1982, dem GTO von 1984 und dem 348 von 1989 fort. In den 80er Jahren entwarf Pininfarina auch zwei der Meilensteine in der Automobilhistorie, den Ferrari F40 (1987)  und den Testarossa (1984).  Für Fiat wurde der Autobianchi und der Lancia Gamma umgestaltet. Der französische Kunde PSA ließ bei Pininfarina den Peugeot 205 Baujahr 1983, Peugeot 405 (1987) und den 605 von 1989 gestalten.

Ab 1981 kehrte Pininfarina auch wieder zurück zur Direktvermarktung und Produktion der eigenen Marke und verkaufte den Spidereuropa, der auf dem Fiat 124 Spider basierte. Fiat hatte die Produktion eingestellt. Deshalb hatte Pininfarina die Produktion übernommen und den Spider vor allem für den US-amerikanischen Markt produziert. Ein Großauftrag aus den USA hatte zur Folge, dass Pininfarina Ende der 80er Jahre noch einmal erweiterte. Wegen des Auftrags von Cadillac, den neuen Allanté zu produzieren, kaufte Pininfarina eine alte Holzfabrik in San Giorgio Canavese. Dort wurden die Cadillacs am Fließband die Karosserien lackiert sie und mit der gesamten Innenausstattung versehen. Die fertigen Karosserien wurden dann per Flugzeug zurück nach Detroit gebracht und erst dort die Mechanik installiert. Das galt zwischen 1986 und 1993 als das längste Fließband der Welt.

Fotos: ©Kay MacKenneth

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