Das Pantheon in Muttenz/Basel in der Schweiz zeigt aktuell wieder eine Sonder-Ausstellung, die es in ihrer Art wirklich selten gibt: die „Meisterwerke des Hermann Graber“, ist für Oldtimer-Fans eine Reise wert und zeigt zahlreiche der schönsten Werke des Schweizer Karossiers Hermann Graber.
Eleganz und Solidität ist das, was man zusammenfassend über alle Karosserien von Hermann Graber sagen kann. Hermann Graber (* 1904, +1970) übernahm in den 20er Jahren den Stellmacher- und Wagnerbetrieb seines verstorbenen Vaters im kleinen Schweizer Ort Wichtrach. Während seiner Ausbildung im Ausland, hatte Hermann Graber erkannt, dass dem Beruf des Stellmachers bei der Anfertigung von Karosserien im Automobilbereich eine besondere Bedeutung zukommt und er konzentrierte sich auf die Anfertigung von Sonderkarosserien. Die Ausstellung im Pantheon in Muttenz bei Basel spannt einen Bogen von den ersten Vorkriegsmodellen, bis hin zu den späten Alvis Modellen, die von Graber eingekleidet wurden.
Der Beginn der ‚Carrosserie Graber‘
Am Anfang der Ausstellung sieht man den sportlich anmutenden Rolls-Royce 25 HP von 1926, den Hermann Graber für einen Kunden mit einer ‚moderneren‘ Karosserie ausstatten sollte. Das Fahrzeug ist eines seiner ersten Werke und steht normalerweise im Verkehrshaus der Schweiz. Rund 1500 Arbeitsstunden finden sich in einer Sonderkarosserie wie beispielsweise für den Bugatti T57, Baujahr 1937 gefertigt, wieder. Insgesamt wurden 13 Chassis des Typ 57 bei Graber mit einer Sonderkarosserie ausgestattet, darunter neun Cabriolets.
Sehr beeindruckend wirkt der 1934 Packard 1101. Amerikanische Chassis waren vor dem 2. Weltkrieg besonders beliebt und deshalb wurden auch viele US-amerikanische Modelle bei Graber mit einer Sonderkarosserie versehen. Weitere Beispiele dafür sind in der Ausstellung der Packard Super Eight von 1938 oder der Dodge D11, der 1939 mit einer Cabriolet-Karosserie aufgebaut wurde.
Auch Franzosen lieben Graber Couture
Natürlich dürfen die französischen Marken beim Thema Sonderkarosserien nicht fehlen. Darunter ein besonders schöner Hotchkiss Paris-Nice, der 1938 bei Graber eine formschöne Roadster-Karosserie erhielt. Das Fahrzeug ist heute im Besitz des Sohns des einstigen Auftraggebers und wird immer noch gefahren. Interessant ist auch die Historie des Delahaye 135 MS, der 1940, kurz vor dem 2. Weltkrieg, bei Graber karossiert wurde. Leider konnte der Auftraggeber sein Fahrzeug erst nach dem Krieg 1948 in Empfang nehmen. Mitte der 60er Jahre kam das Fahrzeug zu Graber zurück. Wie, ist leider nicht überliefert. Der Delahaye wurde Ende der 60er Jahre restauriert und ging in Hermann Grabers Besitz über. Nach seinem Tod 1970 verblieb das Fahrzeug bei seiner Frau bis zu ihrem Tod 1995.
Graber schuf auch für Engländer
Nach dem Krieg waren es vor allem britische Marken wie Bentley, Rolls Royce, Talbot oder Rover, die bei Graber eine eigenständige Karosserie erhielten. Die erste Karosserie, die auf einem Bentley Mark VI Chassis aufgebaut wurde, ist in der Sonderausstellung zu sehen. Ein offenes Cabriolet mit einer formschönen und auffälligen Karosserie. Das dunkelblaue Bentley MK VI Cabriolet von 1952 glänzte seinerzeit auf dem Genfer Automobilsalon. Jeder der bei Graber gefertigten Bentleys unterscheidet sich durch kleine Details und ist damit einzigartig. Der Talbot Lago Record T26 war in der Ausführung Grand Sport in der damaligen Zeit so ziemlich das Sportlichste, was man auf dem Markt erhalten konnte. Ein Leckerbissen: Gleich zwei Exemplare sind in der Ausstellung zu sehen.
Als Importeur für die Marke Alvis und durch Hermann Grabers guter Beziehung zum britischen Hersteller wurden in den 50er Jahren einige Alvis Modelle bei Graber aufgebaut. Hermann Graber erhielt sogar den Auftrag, die Karosserie für den Alvis TC 108 /G zu gestalten, die dann als Serienkarosserie bei Mulliner Park Ward oder Willowbrook in Lizenz gebaut wurde. Alle Alvis Modelle der T-Serie und dem TF 21 erhielten das Design von Graber. Doch wurden auf Kundenwunsch auch einige Chassis von Alvis bei Graber mit Sonderkarosserie veredelt. Ein ganz besonderes Beispiel ist der Alvis TD 21 Panoramique. Ein Cabriolet mit einigen Besonderheiten. Die Karosserie verläuft formschön und schließt am Heck mit zwei Heckflügeln ab. Das Besondere aber am Panoramique ist die versenkbare Heckscheibe, die zuerst auf Knopfdruck elektrisch hinter dem Rücksitz verschwindet, bevor das Cabriolet-Dach zurückfährt. Für den Alvis TD 21 wurden bei Graber die meisten Sonderkarosserien gebaut.
Ein Fahrzeug sticht in der Graber-Ausstellung besonders heraus. Es war eines seiner letzten Fahrzeuge, die auf einem Automobilsalon ausgestellt wurden. Der Rover 2000 war kein Komplettaufbau, wie es bei allen anderen Sonderkarosserien war, sondern Graber kaufte in England eine Limousine und baute diese zum Cabriolet um.
Neben den zahlreichen Fahrzeugen in der Sonderausstellung geben drei Schaukästen auch Einblicke in das Leben von Hermann Graber. Hochzeitsbilder mit seiner Frau Liane Graber von Burg oder Bilder aus Hermann Grabers Ausbildungszeit, Dokumente aus der Vorkriegszeit, Auszüge aus den Auftragsbüchern und originale Bilder sind hier zu sehen.
Die sehenswerte Oldtimer-Ausstellung läuft noch bis zum 18. Oktober, da sie wegen des Covid-19 Lockdowns verlängert wurde.
Fotos: ©Kay MacKenneth
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