Viele Jahrzehnte lang waren Frauen in der Automobilwerbung nicht wegzudenken. Den Anfang nahm der Trend, die Frau in, neben oder sogar auf dem Auto zu zeigen, bereits in den 20er bis 30er Jahren. Automobilhersteller präsentierten ihr Prestigeprojekt meistens mit einem Mannequin neben dem Auto. Schon damals galt das Motto „Sex sells“. Zwar rebelliert heute die Gesellschaft gegen die Prise Erotik auf dem Genfer Automobilsalon oder der Essen Motorshow und zweifelt an, dass dies wirklich verkaufsfördernd wirkt, doch grundsätzlich ist dies keine Marketingstrategie der Neuzeit, sondern schon aus den Anfängen des Automobils.
Zwar fuhren in der Anfangszeit des Automobils nur sehr wenige Frauen selber Auto, doch stellte man dies gerne auf den Werbeplakaten dar. 1901 erschien das erste Plakat mit Automobilwerbung, auf der eine Frau im Zusammenspiel mit einem Automobil zu sehen war. 1912 bewarb Mercedes-Benz seine Modelle mit einer Frau am Steuer. Es sollte die Abenteuerlust der Frau wecken.
Während die ersten Frauen, die mit dem Automobil unterwegs waren, sich eher männlich kleideten, mit Hosenanzug, Ledermantel und Fellmütze tief ins Gesicht gezogen, änderte sich das Bild der Frau in den 20er Jahren. Bei einem Neuwagen-Concours d´Élégance des Österreichischen Automobilclubs im Park des Schlosses Belvedere im Juni 1922, stand jedem teilnehmenden Fahrzeug ein Mannequin mit maßgeschneidertem Kleid zur Seite. Mode und Blechkleid bildeten nun eine Einheit. Wer etwas auf sich hielt, ließ sein Fahrzeug mit einer ganz besonderen Sonderkarosserie ausstatten, quasi einem eigenen Blechkleid. Bewertet wurden die Eleganz des Fahrzeugs, das Kleid und die „Toilette“ der Dame. Der Begriff „Toilette“ beschreibt in diesem Fall das Schminken, die Frisur und das Gesamtbild einer Dame. Angestrebt wurde höchste Eleganz und purer Luxus. Schon bald wurde es Usus, bei Concours d’Élégance-Veranstaltungen Mannequins neben den neuen Luxuskarossen mitlaufen zu lassen.
Über die 30er Jahre hinweg veränderte sich die Käuferschicht, die sich ein Automobil leisten konnte. Der Mittelklassewagen wurde geboren und damit auch das Bild der Frau in der Werbung. Plötzlich war es die Hausfrau, die sich ein Auto leisten sollte und in der Werbung das Automobil lenkt. Das Bild der Frau veränderte sich immer mehr und in den 50er und 60er Jahren kam es wieder zu der klassischen Rollenverteilung. Der Mann fährt das Auto und die Frau sitzt ihm zur Seite. „Sex sells“ wird zum obersten Motto und entsprechend verändert sich das Bild der Frau in der Werbung.
Die Frau zählte nun immer mehr zu der Käuferschaft des Automobils. Familienkutschen wurden mit der Frau als Meisterin in Familienangelegenheiten dargestellt. Die Kinder auf dem Arm, lädt sie die Einkäufe locker und leicht über die riesige Heckklappe in die Familienkutsche ein. Zugleich verspürt der Mann echtes James Bond-Feeling in seinem Zweitwagen, dem Sportwagen. Rekelte sich doch eine Schönheit im Bikini auf der Werbeanzeige für den lang ersehnten Zweisitzer. Verkauft wird ein Lebensgefühl, nicht die Technik. Da steht der neue Triumph TR7 mitten im Schlafzimmer und die schöne Blondine im Negligé lehnt lasziv auf der Motorhaube. Er im Hintergrund im Smoking, die Fliege geöffnet und im James Bond-Look. Als ob James Bond jemals einen Triumph TR7 gefahren wäre.
Fotos: ©Archiv
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