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65 Jahre Messerschmitt Kabinenroller

by cctv_editor

Im Januar 1952 präsentierte der Fritz Fend aus Rosenheim dem Flugzeugkonstrukteur Prof. Messerschmitt seine Vision eines Rollermobils. Es war entstanden aus der Entwicklung eines Behindertenfahrzeuges. Produziert wurden diese Kleinstmobile zu Beginn in Fends Heimat Rosenheim – allerdings ohne positive Resonanz.
Dennoch hielt Willy Messerschmitt an Fends Idee fest, denn er suchte nach einer Auslastungsmöglichkeit der Messerschmitt Werke in Regensburg. In Produktion ging der Kabinenroller schließlich als Zweisitzer.
Nach dem Prototypen FK150, auch Fend Kabinenroller genannt, einem Roller mit einem 150 ccm Fichtel Sachs Motor, wurde im Frühjahr 1953 der Messerschmitt Kabinenroller KR 175 auf der Genfer Automobilausstellung vorgestellt. Das Modell sorgte sofort für Furore. Das Konzept war einfach und neuartig. Drei kleine Räder, ein simpler Motorradlenker, zwei in Reihe gestellte Sitze, eine Kabine unter einer Plastik Kuppel und ein Fichtel & Sachs Zweitaktmotor bildeten im Prinzip dieses neuartige Vehikel. Anfangs gab es nicht einmal einen Rückwärtsgang.
Die Produktion des Karosseriekörpers war günstig. Er war aerodynamisch geformt und mit der durchsichtigen Plexiglashaube abgedeckt, die zum Ein- und Aussteigen zur Seite geschwenkt wurde. Die Vorderräder sind direkt über zwei Spurstangen, ohne Getriebe, angelenkt und der Heckmotor direkt über einen Kettenantrieb mit dem Hinterrad verbunden. Das KR in der Modelbezeichnung bezeichnete übrigens den Begriff Kabinenroller. Der KR 175 hatte einen 175 ccm Motor mit einer Leistung von 9PS. Dennoch – die Begeisterung des Publikums war groß. Das Fahrzeug war eine Schau. Täglich produzierten die Messerschmitt Werke ca. 80 Exemplare.

Anfang 1955 erschien dann das hier gezeigte Modell KR 200 mit einem 191ccm 2-Takt Motor mit 10,2 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von etwa 90 km pro h. Wie ein normales Fahrzeug hatte der Messerschmitt Kabinenroller KR200 nun reguläre Pedale, d.h. Kupplungs-, Brems- und Gaspedal.

Der Schalthebel befindet sich rechts neben dem Fahrer an der Kabinenwand. Es ist eine sequentielle Schaltung, eine so genannte Ratschenschaltung. Durch Hochziehen schaltet das Getriebe einen Gang höher, durch Herunterdrücken schaltet es den Gang runter. Ein kleiner Zusatzhebel schaltet bei Bedarf in den nächstliegenden Leerlauf. Einen echten Rückwärtsgang hat der Kabinenroller nicht. Der Zweitaktmotor muss für das Rückwärtsfahren umgekehrt angelassen werden. Gegen Aufpreis ließ sich auch ein zusätzlicher elektrischer Rückwärtsgang einbauen. Dieser wurde über den Zündschlüssel gesteuert. Steckte man den Zündschlüssel normal ein, zündete man den Kabinenroller im Vorwärtsmodus. Zum Rückwärtsfahren musste der Zündschlüssel beim Einstecken ins Schloss gedrückt und dann umgedreht werden. Damit startet der Motor linksherum im Umkehrlauf. Damit hat der KR 200 sowohl im Vorwärtslauf als auch im Rückwärtslauf 4 Gänge. Benutzt wurde der Rückwärtsgang ungern, da sich häufig dabei die Kohlen der Lichtmaschine verkannteten und dadurch Schäden an der Lichtmaschine auftraten. Also wurde der Kabinenroller vorzugsweise schiebend gewendet.

Der Lenker glich im KR 200 nun einem Flugzeug-Steuerhebel. Eine Heizung über einen Luftschlauch gehörte zur Serienausstattung.
Rein äußerlich war zu erkennen, dass die Kotflügel bei dem KR 200 offen sind, während sie beim KR 175 geschlossen waren. Die Kotflügel der KR 200 Modelle, die für den Export bestimmt waren, zierte eine Chromleiste, die die Farben der Zweifarblackierung trennte. Die neue Plexiglashaube hat eine gewölbte Panoramascheibe. Es gab den Versuch ein durchsichtiges Rolldach anzubieten, das bis über den Motor zurückgeschoben werden konnte. Allerdings ging das Material durch Sonneneinwirkung und die Hitze des Motors so schnell kaputt, dass man davon abkam.

Technisch gesehen gab es fortschrittliche Neuerungen. Die Vorderradschwingen und die als Kettenkasten dienende Hinterradschwinge waren nun in Torsionsgummis gelagert und hatten zusätzliche Stoßdämpfer. Damit war der Kabinenroller erstmals etwas gefedert. Der Motor wurde leicht nach links versetzt und ebenfalls Gummigelagert, was Schwingungen dämpfen und die Vibrationen auffangen sollte.

Der Antrieb wurde von dem links liegenden Motor durch eine Zwischenwelle auf das rechts liegende Antriebsritzel übertragen.

Der Messerschmitt Kabinenroller erhielt über die Jahre mehrere Spitznamen wie z.B. “Schneewittchensarg” und “Mensch in Aspik”. Gebaut wurden die Kabinenroller bis 1964 gebaut.

Technische Daten:

Motor

Fichtel & Sachs Zweitaktmotor

Zylinderzahl

1

Bohrung / Hub

65 x 58 mm

Hubraum

191 ccm

Leistung

10,2 PS bei 5250 U/min

 

später 9,7 PS bei 5000 U/min

Verdichtung

6,6 : 1, später 6,3 : 1

Vergaser

1 Bing Schrägdüsenvergaser

Kühlung

Gebläse / Luft

Schmierung

Gemisch 1 : 25

Batterie

12 V 14 Ah neben Motor

Kraftübertragung

Antrieb über gekapselte Rollenkette zum Hinterrad

Kupplung

Vierscheiben – Ölbadkupplung

Getriebe

Vierganggetriebe mit elektr. geschaltetem Rückwärtsgang

Fahrwerk

Einzelradaufhängung

Lenkung

Fast direkte Achsschenkellenkung mit Hebelübertragung und motorradähnlichem Lenker

Radstand

2030 mm

Spurweite

vorne 920 mm, hinten 1 Rad

Abmessungen

2820 x 1220 x 1200 mm

Reifen

4,00″ x 8″

Wendekreis

9 m

Leergewicht

240 kg

Zul. Gesamtgewicht

420 kg

Höchstgeschwindigkeit

ca. 90 km/h

Verbrauch

ca. 4,5 l/100 km

Kraftstofftank

12,5 Liter über Motor

Baujahr Februar

1955 bis Januar 1964

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